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4. Kapitel.
Eine vornehme Opiumhöhle.

Wir fuhren nach dem Hafenpolizeiamt. Harald wollte Inspektor Davis sprechen. Wir trafen ihn dort auch an.

„Lieber Davis,“ begann Harst. „Ich möchte Sie etwas im Vertrauen fragen. Sie haben Albemarle doch auch genauer gekannt. Er war Opiumraucher. Huldigte er diesem Laster daheim oder in einer geheimen Opiumhöhle?“

Davis runzelte die Stirn. „Hm – Albemarle ist jetzt tot. Da kann man ja wohl indiskret sein, zumal ich annehme, daß Sie einen sehr triftigen Grund für diese Frage haben.“

„Sie irren sich, Davis. Ich habe keinen besonderen Grund.“

„So, so. Nun, Albemarle war Stammgast bei dem Chinesen Tschodri. Wir dulden dessen Opiumhöhle stillschweigend. Wir müssen es, da hier in Madras eine ganze Menge Zugehörige der sogenannten besten Gesellschaft dort verkehren. Das ist nun mal nicht anders hier in Indien, lieber Harst.“

Harald nickte. „Ich weiß Bescheid. – Eine Bitte, lieber Davis. Ich möchte gern dort bei Tschodri mich etwas umsehen, natürlich verkleidet. Lassen Sie doch unsere Koffer herholen. Braucht man für Tschodri eine Empfehlung oder dergleichen?“

„Und ob! In seinem Gasthause in der Barklay-Street an der Grenze des Eingeborenenviertels befindet sich im Erdgeschoß eine recht elegante Teestube und daneben ein Verkaufsraum für echten chinesischen Tee. Wer Opium rauchen will, verlangt von der Verkäuferin im Teegeschäft drei Pfund allerfeinsten Hongkong-Tee. Die Verkäuferin ist Tschodris Frau. Sie führt den Betreffenden dann durch den Laden über einen engen Hof in Tschodris Wohnhaus, das in einem Garten steht. Das Erdgeschoß ist auf raffinierteste Art in eine Opiumhöhle umgewandelt. Na – Sie werden ja selbst sehen, wie’s dort zugeht.“ –

Gegen fünf Uhr nachmittags erschienen wir einzeln bei

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)