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2. Kapitel.


Die leere Wohnung.


Und am folgenden Abend halb acht saßen die beiden Laukens im Eßzimmer beim Abendbrot.

Sieglinde hatte der Mama ihr nächtliches Funkerlebnis vollständig verschwiegen …

Exzellenz hatte zwar morgens ärgerlich gefragt, ob Sigi wirklich noch aufgeblieben …

„Du siehst ja ganz übernächtig aus, Kind …!!“

Sigi hatte – geschwindelt … –

Jetzt blätterte sie in der Zeitung … Frau von Lauken las einen Brief von ihrem Bruder, dem ostpreußischen Agrarier. Dem ging’s jetzt auch miserabel. Während der Inflation hatte er sein Gut verkauft und spielte nun, völlig verarmt, Inspektor bei seinem Nachfolger – mit achtundfünfzig Jahren, einer verwöhnten Frau und zwei anspruchsvollen Töchtern.

Seine Briefe enthielten stets nur Klagen, Selbstvorwürfe und wütende Ausfälle gegen seine Damen. Seiner Schwester gegenüber schüttete er sein Herz aus – bis zum geheimsten Winkel. Und auch heute schrieb er wieder zum Schluß:

„Sei froh, meine alte Mathilde, daß Deine Sigi ein so vernünftiges fleißiges Mädel ist … Meine

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Walther Kabel: Die Antenne im fünften Stock. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Antenne_im_f%C3%BCnften_Stock.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)