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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


Heer am 13. Juli abtheilungsweise heran, und von beiden 990. Seiten wurden Boten ausgeschickt. Von Seiten des Bolizlav kam ein Ritter, Namens Slopan, um unser Heer auszukundschaften, an uns heran, und als er nun zu seinem Fürsten zurückkam, fragte ihn derselbe, wie unsre Streitmacht beschaffen wäre, ob man mit derselben sich messen könne, oder nicht. Denn Bolizlav war von seinen Getreuen aufgefordert, er möchte doch keinen von den Unsern lebendig entkommen lassen. Slopan aber meldete ihm: „Das Heer der Feinde ist an Zahl klein, aber der Beschaffenheit nach vortrefflich, und steckt von Kopf bis zu Fuß in Eisen. Kämpfen kannst du mit ihnen, aber selbst wenn dir heute der Sieg zu Theil wird, so wirst du so geschwächt werden, daß du deinem dich fortwährend verfolgenden Feinde Miseco nur mit Mühe, oder gar nicht entrinnen wirst; und zudem wirst du dir die Sachsen für immer zu Feinden machen. Wirst du aber besiegt, so ist es mit dir selbst und deinem ganzen Reiche aus; denn du hast keine Hoffnung dem dich von allen Seiten einschließenden Feinde zu widerstehen.“ Durch solches Zureden ward Bolizlav’s Ungestüm gedämpft, und indem er Frieden schloß, bat er unsere Führer, die gegen ihn herangezogen waren, mit ihm zu Miseco sich zu begeben, und sich bei demselben für die Herausgabe seiner Besitzungen zu verwenden. Dies gelobten die Unseren, und Erzbischof Gisiler reiste nebst den Grafen Ekkihard, Esico und Binizo mit ihm, indem die Uebrigen alle in Frieden heimkehrten. Aber gegen Abend wurden ihnen allen die Waffen fortgenommen und erst wiedergegeben, als sie durch einen Eid Freundschaft zu halten versprochen hatten. Bolizlav kam mit den Unseren an die Oder. Da schickte er an den Miseco die Anzeige, er habe jetzt dessen Helfer in seiner Gewalt. Wenn nun Miseco ihm sein Reich, das er ihm geraubt habe, wieder herausgäbe, so wolle er jene unangetastet fortlassen; wo nicht, sie alle ums Leben bringen. Miseco aber antwortete: Wenn König Otto die Seinen retten oder die Gemordeten rächen wolle, so möge er das thun; aber auch wenn das nicht geschehe, so werde er, Miseco, doch um jener willen durchaus keinen Verlust

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/119&oldid=- (Version vom 25.9.2023)