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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/121

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


Deshalb eilten sie auf der Stelle weiter und erreichten 990. (Gott sei Dank!) wohlbehalten Magadaburg, während sich die Feinde vergeblich so abgemüht hatten.


10. Als dies die Kaiserin erfuhr, freute sie sich ihres Glückes. Weil mir aber von den Begebenheiten des Lebens derselben zu wenig bekannt geworden ist, so habe ich oben nur ganz kurz den ausgezeichneten Adel ihres Charakters geschildert. Sie wohnte damals in den Abendlanden, die mit Recht so genannt werden, weil dort mit der Sonne sich alles Recht, aller Gehorsam und alle Liebe des Menschen zum Menschen zum Untergange wendet. Die Nacht ist nichts anders als der Schatten der Erde, und alles, was die Eingebornen jener Gegenden thun, ist nichts als Sünde. Dort mühen sich fromme Prediger des göttlichen Wortes vergebens ab; dort vermögen die Könige und andere Fürsten wenig; Räuber und Verfolger der Gerechten herrschen. In jenen Reichen ruhen vieler Heiligen Körper, allein die Einwohner verschmähen dieselben, wie ich höre, verstockten Herzens. Doch damit mich nicht jemand für einen Schüler des triefäugigen Crispinus[1] halten möge, so schweige ich von diesen Unchristen, indem ich nicht zweifele, daß sie wegen unerlaubter fleischlicher Verbindungen und wegen unsäglicher anderer Ränke ihrem Untergange nahe sind. Sie haben unzählige Bannsprüche ihrer Bischöfe gering geachtet, und darum werden sie keinen Beistand haben. Darum nur betet, ihr Gläubigen Christi, mit mir zum Herrn, daß sie sich bessern mögen und daß solche Lebensart nie auch bei uns aufkomme.

Jetzt aber will ich das Ende der Kaiserin Theophano schildern, vorher jedoch die Wunderzeichen beschreiben, die demselben vorhergingen. Im Jahre des Herrn 989, am 21. October, in der fünften Stunde des Tags, war eine Sonnenfinsterniß. Indeß ermahne ich alle Christen, daß sie doch ja nicht glauben mögen, so etwas werde durch die Zaubersprüche böser Weiber, oder dadurch

  1. d. h. für einen Schwätzer. S. Horaz Sat. I, 1. B. 120.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/121&oldid=- (Version vom 25.9.2023)