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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


begleitet, die Stadt. Andere waren nämlich voraufgezogen und 997. eine Abtheilung ließ er in der Stadt zurück. Als er nun daherzog, meldete ihm plötzlich einer aus seinem Gefolge, die Feinde brächen aus dem Walde hervor. Sofort entstand unter den beiderseitigen Kriegsleuten ein Kampf, dem der Erzbischof, der zu Wagen gekommen war, nur mit Mühe mit verhängtem Zügel zu Roß entrann, während von den Seinen nur wenige dem Tode entgingen. Die siegreichen Slaven plünderten unangefochten die Erschlagenen am 2. Juli und bedauerten nur, daß ihnen der Erzbischof entgangen war. Dieser bewahrte indeß, obwohl seine Streitkräfte so traurig gelähmt waren, die Stadt getreulich bis zum festgesetzten Tage, und kehrte dann tiefbetrübt heim. Unterwegs kam mein Oheim, der Markgraf Liuthar, dem die Sorge für die Stadt anvertraut war, ihm entgegen, und Gisiler zog, nachdem er ihm dieselbe bestens anempfohlen hatte, weiter. Als aber der Markgraf sich der Stadt näherte, sah er sie brennen. Er ließ sogleich den Erzbischof bitten umzukehren, aber umsonst. Er selbst versuchte darauf, das Feuer, welches bereits an zwei Stellen weit um sich gegriffen hatte, zu löschen. Da er aber durchaus nichts ausrichten konnte, so verließ er den nunmehr ganz offenen und dem Feinde völlig preisgegebenen Platz lieber ganz, und kehrte schweren Herzens heim. Er ward darüber nachher beim Kaiser verklagt, allein er reinigte sich durch einen Eidschwur von der Schuld.

Neun Tage nach dem erwähnten Blutbade, am 13. Juli, starb meine Mutter Cunigunde in Germeresleva[1].

26. Von einem der edelsten Geschlechter des östlichen Thüringens leitete Markgraf Ekkihard [von Meißen] seine Abkunft her. Wie er allmählich sich dem Mannesalter näherte, machte er seiner ganzen Verwandtschaft durch die Reinheit seiner Sitten und durch bedeutende, rühmliche Thaten Ehre; denn, wie wir lesen:

„Unsitte schändet die edle Abkunft.“[2]

  1. Germeresleva oder Grimerslevo an der Saale, etwas oberhalb Calbe.
  2. Horaz Od. IV. 4, 36.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/139&oldid=- (Version vom 24.9.2023)