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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/145

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


Dort kam nun eine große Menge Räthe zusammen. Man feierte 1000
Mrz. 31.
dort Ostern, und am Montage nach dem Feste ward eine Synode angestellt, vor welche Gisiler nun also zum zweiten Male geladen wurde. Dieser, schwerkrank, ward wiederum von dem obengenannten Rotmann vertreten und in vielen Punkten von dem damaligen Propst Waltherd vertheidigt. Darauf ward ihm eine Kirchenversammlung zu Aachen angesetzt. Auf dieselbe begab er sich auch mit den Seinen hin und ward nun aufs neue von dem Vertreter des römischen Stuhles als seinem Richter im Namen des Papstes aufgefordert, sich zu vertheidigen. Er aber, klugem Rathe folgend, verlangte, daß ihm eine allgemeine Kirchenversammlung verwilligt werde, und so blieb die ganze Sache unentschieden, bis Gott in seiner Güte sie in unseren Tagen zu einem günstigen Ende führte.


29. Der Kaiser machte, indem er den altrömischen Brauch, der zum großen Theil abgekommen war, zu seiner Zeit wieder erneuern wollte, manche Einrichtungen, welche verschieden beurtheilt wurden. Er saß z. B. allein an einer halbkreisförmigen Mittagstafel und höher, als die Uebrigen.

Da er darüber in Zweifel war, wo die Gebeine Kaiser Karls sich wirklich befänden, so ließ er da, wo er sie vermuthete, das Pflaster aufbrechen und graben, bis man sie im königlichen Sarge fand. Darauf nahm er das goldene Kreuz, welches dem Leichnam am Halse hing, nebst einem Theile der Kleider, die noch unverwest waren, heraus, und legte das übrige mit großer Ehrfurcht wieder hinein. Wie aber vermag ich alle einzelnen Hin- und Herreisen aufzuzählen, die er in die verschiedenen Bisthümer und Grafschaften unternahm? Nachdem er jenseits der Alpen alles wohlgeordnet hatte, besuchte er sein römisches Reich und sah die „romulischen Festen“[1], wo er vom Papste und dessen Mitbischöfen mit großem Preise empfangen wurde.


30. Darnach legte Gregorius, von dem der Kaiser sehr 1001

  1. S. Prudentius in Symmachum II, 766.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/145&oldid=- (Version vom 25.9.2023)