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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1003 bemüht war, es nunmehr demselben zur Verheerung, und bekam heimlich von Bolizlav eine ihm freilich durchaus kein Heil bringende Hülfe.


21. Als darnach der König an einen Ort, Namens Hatheresburgdi[1] kam, raubte Magan, ein Ritter des Markgrafen, mit seinen Knappen ihm seinen ganzen Schatz, der vor ihm hergeführt wurde; diesen theilten sie dann unter einander und kehrten frohlockend nach Amradela[2] zurück. Der König aber setzte ihnen nach, belagerte sie und brachte sie, indem er die Sturmwerkzeuge in Bereitschaft setzen ließ, durch treue Vermittler dahin, gegen Uebergabe der Stadt und der Beute nur ihr Leben auszubedingen. Darauf zerstörte er die Burg von Grund aus, vertheilte die Menge der gefangenen Polen unter die Seinen, und begab sich nach der Burg Crusni[3] hin, wo ein Bruder des Grafen Heinrich, Namens Bucco, dessen Gemahlin Gerberge sammt ihren Kindern bewachen sollte. Das rings im Kreise herumlagernde königliche Heer griff darauf der Graf Heinrich mit den Seinen an, jedoch nur an der äußersten Seite, und verwundete einige Königliche; auch erschlug er andere, die sorglos Pferdefutter sammelten. Der König suchte nun sogleich sorgfältig weiteres Unheil zu verhüten, indem er 400 Krieger ausstellte. Er zwang den Feind, sich in den verborgensten Theil eines Thales zurückzuziehen. Die Stelle aber, an der der Feind dort lagerte, wurde den königlichen Wachtposten durch die schwatzhafte Zunge eines Bauern verrathen. Die Königlichen zogen nun in der Hitze des Mittags auf versteckten Pfaden heimlich heran, und erhoben, so wie sie des Lagers ansichtig wurden, die Ihrigen zusammenrufend, mit lauter Stimme das Kyrie eleison; die Feinde aber flohen, alles zurück lassend. Gefangen ward indeß nur Ernast. Darob größtentheils mißgestimmt heimkehrend, verbreiteten die Königlichen doch unter ihren Waffengefährten große Freude. Den

  1. Ort im Gaue Nordgowe an der Pegnitz, einem kleinen Nebenflusse der Regnitz, das heutige Hersbruck in Mittelfranken. Beim Annalisten Saxo, der aus Thietmar schöpfte, steht Hatheresbrugge.
  2. Amerdal in ber Nähe von Amberg.
  3. Crusni, auch Crusina, liegt etwas nördlich von Hersbruck, das heutige Creußen in Oberfranken.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/196&oldid=- (Version vom 29.9.2023)