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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1003 du sonst von mir wünschen magst, nur dieses nicht. Und wenn sich jemals die Gelegenheit bietet, jenes auszuführen, so weigere ich mich auch nicht. Jetzt aber befinden sich Vasallen meines Lehnsherrn bei mir, die das nicht zugeben würden, und wird die Sache bekannt, so ist mein Leben mit allem, was ich habe, in Gefahr.“ Als Bolizlav diese Botschaft bekam, behielt er die Abgesandten in Haft, und gab seinem Heere Befehl, an die Elbe zu eilen. Er selbst erkundigte sich insgeheim nach den Furten des Flusses und kam am folgenden Morgen nach. Den Einwohnern von Strela machte er darauf, weil dieser Ort ein Leibgedinge seiner Tochter war, die Anzeige, sie möchten ganz unbesorgt sein, und nicht etwa durch Erhebung eines Geschreies ihre Nachbaren von dem Vorgefallenen in Kenntniß setzen. Unverzüglich ward darauf sein Heer in vier Theile getheilt und angewiesen, sich am Abend bei der Burg Cirin[1] wieder zu vereinigen. Zwei Rotten aber, die voraufgeschickt wurden, suchten dafür zu sorgen, daß die Ihrigen vom Markgrafen nicht belästigt würden. Diese ganze Landschaft, welche Zlomizi[2] heißt, ward, da sie damals auf das beste angebaut war, an dem Einen Tage durch Feuer und Schwert und Hinwegführung der Bewohner auf eine traurige Weise völlig verheert. Hier indeß kann ich doch nicht unerwähnt lassen, wie jener Listige, der jedermann hinter’s Licht zu führen gewohnt war, von den Einwohnern der Burg Mogelin [Mügeln] angeführt wurde. Da diese nämlich von der gegen sie ausgeschickten Heerschaar angegriffen wurden, so sagten sie: „Warum thut ihr das? Wir kennen eueren Herrn als einen vortrefflichen und wollen ihn lieber, als den unseren. Ziehet nur vorauf, und zweifelt nicht, daß wir mit unseren Familien und allem, was wir haben, euch auf dem Fuße nachfolgen werden.“ Auf diesen Antrag setzten die Feinde ihnen nicht weiter zu, sondern meldeten ihrem Herrn für gewiß, sie kämen heran. Als aber der Herzog sah, daß über diesen Vorfall seine Krieger erst

  1. Jetzt Zehren, ein Dorf am linken Elbufer unterhalb der Stadt Meißen.
  2. Zlomizi, oben I, 3 Glomuzi genannt, ist das heutige Lommatzsch in der Amtshauptmannschaft Meißen.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/198&oldid=- (Version vom 29.9.2023)