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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


spät an dem bezeichneten Sammelplatz zusammenkamen und jene 1003 ruhig zu Hause verblieben, zürnte er sehr und drohte, den lügenhaften Hinterbringer jener Meldung zu bestrafen. Am nächsten Tage, als die Sonne bereits aufgegangen war, ward unermeßliche Beute voraufgesandt. Ein großer Theil der Feinde aber versank in der Elbe; die übrigen, die unverletzt heimkehrten, theilten die Beute, indem sie ihrem Herrn von allem das beste zuwiesen. Gefangen genommen hatten sie wenigstens dreitausend, und wie Augenzeugen versichern, noch viel mehr.


23. Graf Heinrich aber, der jetzt wohl sah, daß seine Macht gesunken war, eilte nach der Burg Crana[1] hin, und wußte, als er daselbst Sigifrid [von Nordheim] fand, der ihn mit einem versammelten Hülfsheere erwartete, weder diesem, noch sich selbst von einem Empörungskriege in diesen Gegenden irgend einen Erfolg zu versprechen. Nachdem er sich daher lange mit ihm beredet, steckte er zuletzt die Burg in Brand und begab sich sammt Herrn Bruno [Bischof von Augsburg] und seinen übrigen Anhängern zu Bolizlav, der damals Böhmen in Besitz genommen hatte. Sigifrid jedoch, in der Erwartung offenen Kampfes getäuscht, begleitete sie nicht, sondern kehrte heim, entschlossen künftig sein Vergehen gegen den König wieder gut zu machen. Der König aber, der dem fliehenden Feinde nach Crana [Kronach] hin nachsetzte, fand eine Milderung seines Grimmes darin, daß er gewahrte, wie der Feind ihm im Zerstören zuvor gekommen war. Er sandte darauf den Bischof Heinrich von Würzburg und den Abt Erkanbald von Fulda hin, um die Burg Suinvordi[2] anzuzünden und zu zerstören. Diese wurden daselbst bei ihrer Ankunft von der erlauchten Mutter des Grafen Heinrich, wie es ihrem Range gebührte, empfangen und begrüßt; als sie aber des Königs Gebot verkündeten, eilte die hohe Frau voll Entsetzens in die Kirche und schwur, wenn dieselbe angezündet würde, lieber mit derselben in den Flammen umkommen,

  1. Das heutige Kronach in Oberfranken, südlich von Saalfeld.
  2. Schweinfurt, am Main, westlich von Bamberg.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/199&oldid=- (Version vom 29.9.2023)