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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/200

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1003 als sie lebend verlassen zu wollen. Daher änderten jene Herren, aus christlicher Liebe alle irdische Furcht bei Seite setzend, das gesprochene Urtheil dahin ab, daß sie nur die Mauern und die Gebäude der Burg dem Erdboden gleich machten, indem sie die bekümmerte Frau noch durch das Versprechen zu besänftigen suchten, daß sie auch dies alles soviel sie vermöchten wieder herstellen wollten, sobald es ohne Gefahr königlicher Ungnade möglich sein werde. Der König aber kam, nachdem er alle Besitzungen des Grafen verheert und sie lehnweise weithin vertheilt hatte, nach Bavanberg [Bamberg], wo er sein Heer in gutem Frieden entließ und den Geburtstag der Mutter Gottes [8. Sept.] festlich beging. Von da reiste er in den Wald, der Spechteshart [Spessart] heißt, und erholte sich nach den beschwerlichen Kriegszügen durch das Vergnügen der Jagd. Nachdem er also dort die Herbstfreude genossen, zog er durch Franken nach Sachsen hinein, indem er dort im Winter eine Unternehmung gegen die Milziener ankündigte. Dann feierte er zu Palithi [Pölde] das Weihnachtsfest mit geistlichen und weltlichen Ehren nach Art seiner Vorfahren.


1004 24. Als er von da nach Thornburg[1] kam, sandte er den Erzbischof Willigis von Mainz mit anderen seiner Vertrauten an den Erzbischof Gisiler von Magadaburg, der eben schwer darnieder lag, mit dem Vermahnen, er möchte doch des Herrn, seines Gottes, eingedenk, was er bisher durch Aufhebung des bischöflichen Stuhles von Merseburg verbrochen habe, dadurch, daß er denselben wieder einnähme und den Sitz der Ungerechtigkeit verließe, wenigstens am Ende wieder gut machen. Den Gisiler aber hatte der König zuerst gehaßt, weil er stets sich eifrigst bemüht hatte dem Heriman statt seiner die Krone zu verschaffen; späterhin aber hatte er ihm seine Gunst geschenkt und ihn unter seine vertrautesten Freunde gezählt. Er hatte ihm alle seine sächsischen Hausgüter übertragen und einen treuen Verwalter derselben an ihm gefunden,

  1. Dornburg an der Elbe unterhalb Barby.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/200&oldid=- (Version vom 29.9.2023)