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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1004 vertheilt war, einwilligten und wozu das ganze Volk Beifall rief. Wigbert ward nach seiner Erwählung unter kirchlicher Freudenfeier zu seinem bischöflichen Stuhle hingeführt und am selbigen Tage von Tagino, seinem Erzbischofe, und seinen geistlichen Brüdern Hillerich und Wigo [Bischof von Brandenburg] und den genannten Mitbischöfen eingesegnet.


2. Unterdeß übte Bolizlav, getrieben von eigener Wuth und den Anreizungen des Grafen Heinrich, große Gewaltthat an den Baiern und an allen seinen Mitvasallen. Deshalb machte der König in Folge vorher angesagter Heerfahrt einen feindlichen Einfall ins Milziner Gebiet, und wenn nicht starker Schnee, der schnell aufthaute, ihn gehindert hätte, so würde jenes ganze Land wüst und menschenleer geworden sein. Zornerfüllt von da zurückkehrend, unterstützte der König dann den Markgrafen Guncelin [von Meißen] und die übrigen Vertheidiger des Vaterlandes durch Einlegung von Besatzungen; dann kam er nach Merseburg. Hier erfuhr er durch zuverlässige, von Graf Heinrich an ihn abgesandte Fürsprecher, sein Bruder Bruno sei zum Könige der Ungarn geflohen, um von da aus Begnadigung nachzusuchen, und er selbst fühle große Reue. So schenkte er, obwohl mit Widerstreben, den dringenden Bitten dieser Vermittler und besonders seines überaus lieben Tagino und Herzog Bernhards [von Sachsen] Gehör, und gewährte dem Grafen Heinrich unter der Bedingung Gnade, daß er ihm und seinen Anhängern zwar ihre Güter und deren Bewohner wieder verleihen wolle, dagegen aber ihn selbst, so lange es ihm beliebe, in Haft halten könne; worauf sich der Graf im Aufzuge und Benehmen eines Büßenden dem Könige überantwortete, indem er weinend bekannte, daß er in jeder Beziehung nur allzu strafbar wäre. Auf des Königs Geheiß ward er darauf vom Erzbischofe nach Burg Ivicansten [Giebichenstein] zur Haft abgeführt, und dort von den Kriegsleuten desselben Tag und Nacht sorgfältig bewacht. Hier verrichtete er unter anderen guten Werken

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/208&oldid=- (Version vom 26.2.2023)