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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


auch dasjenige, daß er eines Tages 1004 das Psalterium mit 150 Kniebeugungen[1] absang.


3. Indeß forderte der König, eingedenk der Kränkung seiner Rechte in Italien, alle seine Getreuen auf, dieselbe zu ahnden, und beschloß, in der bevorstehenden Fastenzeit mit Heeresmacht dahin zu ziehen. Indem er dann von Merseburg nach Magadaburg sich begab, flehte er dort zum heiligen Mauritius um seine Fürbitte bei Gott und um glückliche Reise. Von da durch das Gebiet von Thüringen und Ostfranken ziehend, kam er nach Regensburg. Hier hielt er eine königliche offene Sitzung, und verlieh am 21. März seinem Vasallen und Schwager Heinrich[2] mit dem Beifalle aller Anwesenden vermittelst der Fahnenlanze das Herzogthum Baiern. Als er dann auf dem Wege Augsburg erreichte, ward er vom Bischofe Sigifrid ehrenvoll eingeholt und bewirthet. Hier verweilte er nur zwei Nächte, und gab der Königin, von der er umständlich Abschied nahm, Erlaubniß, sich nach Sachsen zu begeben, indem er sie der Obhut des ihm so theuren Tagino anvertraute. Er selbst aber zog mit dem Heere weiter bis zu einem Orte Namens Tinga[3]. Hier stellte sich Herr Bruno[4], sein Bruder, begleitet von den sich seiner annehmenden Ungarn ihm vor und ward von ihm aus Barmherzigkeit zu Gnaden aufgenommen. Nach Augsburg kam übrigens auch ich, auf Verlangen des Erzbischofs Tagino, mit dem ich dann ebenfalls wieder zurückkehrte[5]. Auf dieser Reise kamen wir nach Gernerode, wo wir mit der ehrwürdigen Aebtissin Hathui den Palmsonntag feierlich begingen. Am Mittwoch kam die Königin nach Magadaburg und feierte dort den Gründonnerstag und das nächstfolgende Fest der Auferstehung Christi [16. April].


4. Der König aber gelangte unter vielen Beschwerden der

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/209&oldid=- (Version vom 26.2.2023)
  1. Nämlich bei jedem der 150 Psalmen Davids.
  2. Dieser Heinrich war der Bruder der Königin Kunigunde.
  3. Tinga oder Tuoningewe, jetzt Thingau, liegt im Süden Schwabens in der Nähe von Kempten.
  4. In der Handschrift steht an dieser Stelle Brono.
  5. Es war im März 1004. Thietmar war damals Presbyter.