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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/210

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1004 Reise nach der Stadt Trident, wo er den Palmsonntag beging und dem von der nöthigen großen Anstrengung erschöpften Heere verstattete, an diesem hohen Feiertage sich ein wenig zu erholen. König Hardwig aber, der seine Ankunft vorher wußte und sie sehr fürchtete, sandte nach den obenerwähnten Befestigungen Boten hin; er selbst aber lagerte sich mit seinen versammelten Schaaren in der Ebene von Verona und hoffte, die nächste Zukunft werde der Vergangenheit an Glück entsprechen. König Heinrich bekam darauf gewisse Kunde, daß jener gesperrte Durchgang kaum oder gar nicht zu erkämpfen sei, und indem er sich deshalb nach einer andern Richtung hinwandte, berieth er sich mit seinen Vertrauten, ob er nicht mit Hülfe der Kärnthener die weit von dort entfernt liegenden Clausen vorwegnehmen könnte. Dies ward denn auch, obwohl es vielen schwer vorkam, mit kluger Umsicht ausgeführt. Die Kärnthener gehorchten sofort den Befehlen des Königs, und theilten sich in zwei Abtheilungen. Von diesen besetzte die eine, aus Fußvolk bestehend, vor Tages Anbruch das über die Clausen emporragende Gebirge, die andere aber folgte derselben, so wie es Morgen ward, nach und erhielt dann von ihren voraufgesandten Kampfgenossen die Losung zum Angriffe, die so laut gegeben ward, daß die im Hinterhalte verborgen liegenden Feinde sie vernehmen mußten. Diese eilten, im Rücken, wie sie meinten, sicher, den Ausrückenden mit den Waffen in der Hand entgegen. Die Unseren aber griffen sie von der Seite an, und schlugen sie theils in die Flucht, theils zwangen sie sie, sich von der Höhe oder in die übergetretene Brenta hinabzustürzen und so den Tod zu suchen. Also siegreich, bewachten sie sorgfältig die Clausen bis zur Ankunft des Königs. Als derselbe dies von den Boten erfuhr, ließ er alles Gepäck zurück und zog, indem er seine besten Ritter entbot, mit großer Schwierigkeit durch die Pässe, worauf er am Ufer des genannten Flusses in einem angenehmen Gefilde Lager schlagen ließ, um daselbst den Gründonnerstag und die Weihe des heiligen Oels nebst dem Leiden und der Auferstehung des Herrn nach

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/210&oldid=- (Version vom 26.2.2023)