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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1004 Dort wurden viele verwundet, einige erschlagen. Darunter war von den Unseren ein Mann von edler Abkunft und ritterlichem Wandel, Namens Hemuza. Als dieser die Belagerten zu wiederholtem Kampfe herausgefordert hatte und ihnen dann bis fast an die Ringmauern der Stadt nachsetzte, traf ein halber Mühlstein sein mit dem Helme bedecktes Haupt, so daß er todt niederstürzte, worauf die Feinde frohlockend seinen Leichnam in die Burg schleppten. Denselben aber löste mein Bruder, Graf Heinrich[1], dessen Lehensmann er war, und brachte ihn heim. Ein zweiter aber, der wegen seines beständigen Jagens der wilde Tommo genannt wurde, glitt, indem er am Ufer der Sprewa [Spree] den Feinden tapfer widerstand, wegen der Glätte des Gesteins im Wasser aus und fiel; noch aber schützte ihn lange sein trefflicher Harnisch, bis eine Wunde ihm doch den bitter zu beklagenden Tod brachte. Als einer seiner Knappen nun verhindern wollte, daß er vom Feinde hinweggeschleppt würde, stürzte derselbe, von einer Lanze durchbohrt, über ihm zusammen. Wie nun das eben geschilderte Ungemach des Krieges beinahe schon überwunden war, wurde auf Bolizlav’s Geheiß – indem eine Botschaft von ihm an die Bürger gelangte – die Burg dem Könige übergeben; die Besatzung zog unangetastet ab und eine neue Schaar von Vertheidigern ward in derselben hinterlassen.

Darauf kehrte der König mit dem vom langen Marsche und spärlicher Nahrung ermatteten Heere heim, indem er unterwegs die Markgrafen, wo es Noth that, in gewohnter Weise durch hinreichende Verstärkungen unterstützte.


12. Während er sich darnach zu Merseburg der ersehnten Ruhe hingab, erfuhr er, daß der ehrwürdige Graf Esico nach langer Krankheit zu Liubizici[2] verschieden war. Die Leiche desselben nahm er, als sie ankam, selbst in Empfang und ließ sie

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/220&oldid=- (Version vom 27.2.2023)
  1. Heinrich war der älteste Sohn des Grafen Liuthar von Walbeck, Thietmar der zweite.
  2. Der lateinische Text ist in Bezug dieses Wortes nicht sicher. Man vermuthet, daß es Lübeschütz an der Mulde ist.