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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


neben der Kirche St. Johannis des Täufers an der Nordseite ehrenvoll bestatten; zum Heile seiner Seele schenkte er ein ihm gehöriges Gut Uppusum[1] nebst zwei silbernen Leuchtern dem heiligen Altare und der Geistlichkeit dieser Kirche. Ueberdieß verlieh er dem Bischof Wigbert wieder die Einnahme von den Kaufleuten und den ungläubigen Juden[2], welche Erzbischof Gisiler zwar ursprünglich zuerst erworben, dann aber seit langer Zeit gegen andere Vortheile vertauscht hatte. Die Grafschaft Merseburg und das dahingehörige Lehen verlieh er dem Burchard, und vier Burgen an der Mulde übertrug er dem Thiedbern zu Lehen. Das ganze Eigengut des Esico aber behielt er nach Richterspruch für sich. Den Grafen Heinrich befreite er von der Haft und entließ ihn in Gnaden.


13. Gleichwie jegliches Glück, welches der heiligen Mutterkirche zu Theil wird, den frommen Kindern derselben mitgetheilt werden muß, zu größerer Verherrlichung Christi: so müssen auch alle Verluste und Leiden, welche dieselbe treffen, ihnen geschildert werden, auf daß eine heilsame Zerknirschung entstehe; denn sie müssen jenes mit einmüthiger Freude empfinden, dieses aber mit eben so großer Trauer beklagen und mit Demuth und Ergebung ertragen. In Pathelbrunnun [Paderborn] verzehrte die Flamme, 1005 zur Strafe unserer Gottlosigkeit das Münster mit sämmtlichem Zubehör, und bewegte die Herzen vieler Gläubigen, welche die Liebe des Herrn und die Hoffnung auf seine Vergeltung zu dem Entschlusse entzündete, das Verlorene mit vereinten Kräften wieder herzustellen. Auch ward an einem Orte, Throtmunni [Dortmund] genannt, eine große Synode gehalten, wo der König den versammelten Bischöfen und allen andern Anwesenden sehr viel Uebelstände der Kirche klagte, und beschloß, durch gemeinsame Berathung derselben jene Mängel abzuwenden, und durch folgende verordnete treffliche neue Einrichtung die schwere Last seiner eigenen Sünden

  1. Dieses Gut, jetzt Obhausen, lag westlich von Merseburg, ein wenig nördlich von Querfurt.
  2. Die Judensteuer war ein Regal des Königs, das aber häufig an Fürsten und Städte überlassen oder zu Lehn gegeben wurde.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/221&oldid=- (Version vom 29.9.2023)