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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Schaar der Gläubigen zum Herrn um Gnade und Vergebung, 1005 deren alle bedürfen, sowohl für die Dinge der ebenerwähnten Art, als für andre Vergehungen. Jetzt aber lenke ich nach langer Abschweifung wieder ein in die Bahn meiner begonnenen Darstellung.


16. Nachdem der König das Heer geordnet hatte, rückte er von Leiskau aus weiter vor, die Königin aber kehrte schnell zurück und erwartete in Sachsen angelegentlichst die Heimkehr des geliebten Eheherrn. Unser Heer aber gelangte glücklich an einen Ort Namens Dobraluh [Dobrilugk] in der Landschaft Luzici[1] [Lausitz]. Hierher eilten die Herzoge Heinrich [von Baiern] und Jarimir mit Verstärkungen und erfüllten die Unseren mit Freude und ließen größere Erfolge hoffen vermöge der Erwartung, die man von ihrer Klugheit und Tapferkeit hegte. Indeß ward das Heer, indem die Wegweiser bestochen waren und auch das Ihrige zu schützen strebten, durch Einöden und Sumpfgegenden umhergeführt und litt gar viele Beschwerden, ward auch durch die scheelsüchtige Bosheit jener Menschen so aufgehalten, daß es nur langsam dazu kommen konnte, dem Feinde Schaden zuzufügen. Darauf erreichten sie auf ihrem Zuge die Provinz Nice [Neiße] und lagerten an der Sprewa [Spree]. Als hier nun der treffliche Ritter Graf Thiedbern erfuhr, daß der Feind von einem Hinterhalte aus den Unseren Abbruch zu thun beabsichtigte, so unternahm er es, nachdem er heimlich seine besten Kriegsgefährten zusammenberufen und ausgewählt hatte, den Feind mit List zu fangen, um so für sich allein Ruhm zu erwerben. Die Feinde aber flohen, um so den Nachsetzenden leichter beikommen zu können, zwischen einen Haufen gefällter Hölzer, und indem sie von da aus nach ihrer Gewohnheit ihre Pfeile zurückschossen, tödteten und plünderten sie zuerst unerwarteter Weise den ebengenannten, dann den Bernhard, Isi und Benno, berühmte Vasallen des Bischofs Arnulf von Halberstadt, nebst vielen anderen Kampfgenossen. Dies geschah am 6. September[2], und erfüllte

  1. Die Luzici saßen zwischen der schwarzen Elster, der Spree und der Neiße.
  2. Das Merseburger Kalendarium giebt den 7. September an.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/225&oldid=- (Version vom 30.9.2023)