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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/236

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1007 ein Waffenstillstand auf sieben Tage geschlossen. Nun rüstete sich Bolizlav zur Erstürmung der Burg; jene aber baten durch einen Abgeordneten ihren Herrn und die Fürsten des Reiches flehentlich um Hülfe, indem sie versprachen, noch sieben Tage nach Ablauf des Waffenstillstandes dem Feinde Widerstand leisten zu wollen. Markgraf Heriman kam nach Magadaburg, und ging dort den Propst Walterd an, und ließ auch sämmtliche Große durch Abgesandte besonders auffordern, und indem er sich bitter beschwerte, daß sie sich dort so lange verweilten, ließ er doch auch zugleich durch Boten seine Truppen ermuntern und vertrösten. Diese, die durch Bolizlav’s unausgesetzte Angriffe litten und lange mannhaft widerstanden, übergaben, als sie sahen, daß einige ihrer Kriegsgefährten wankten, und ihr Befehlshaber nicht kam um sie zu befreien, dem Herzoge die Burg, nachdem sie freien Abzug für sich und alles was sie besaßen, von demselben erlangt hatten. Traurigen Herzens zogen sie dann heim.


1008 25. Als nach Ostern des Jahres 1008 der hochwürdige Erzbischof von Trier, Liudulf, gestorben war, ward sein Caplan, Aethelbero, ein Bruder der Königin, ein Jüngling, der noch gar nicht die gehörige Reife hatte, mehr aus Furcht vor dem Könige, als aus Liebe zur Kirche, einstimmig zu dessen Nachfolger erwählt. Als aber der König das vernahm, achtete er, der an die frühere unüberlegte Einsetzung Thiedrichs, eines anderen Bruders eben derselben, als [Bischofs von Metz] gar wohl noch dachte, nicht auf die eifrigen Bitten seiner geliebten Gemahlin und aller übrigen Mitglieder seiner Familie, welche alle jenem jungen Manne die bischöfliche Würde erwirken wollten, sondern verlieh dieselbe dem Maingaud, dem Kämmerer des Erzbischofs Willigis, einem Manne von edler Geburt. Dadurch wurde die Tücke der Bösen zur Wuth entzündet. Die Pfalz[1] ward von den Trierern gegen den König befestigt. Dafür aber ward dies bisher ruhige Land durch wiederholte

  1. Unter der Pfalz, lat. Palas, ist hier wohl die ganz alte Burg der fränkischen Könige zu Trier gemeint.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/236&oldid=- (Version vom 30.9.2023)