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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Einäscherungen heimgesucht, und alles, was jene gefühllosen 1008 Menschen gegen den milden König ausgeübt hatten, wurde ihnen jetzt in vollem Maße vergolten. Was aber können jene Bösewichter hienieden, und was können sie gar jenseits am Tage des Gerichts vorbringen? sie, durch deren unaussprechliche Schuld die reine Mutter Kirche so oft seufzend ob des Mordes und der Beraubung ihrer Kinder, vor des rächenden Gottes Antlitz die bitteren Thränen vergießt, die ihr die Wangen herabrinnen?! Ueber solche Frechheit empört, eilte der König mit einem Heere nach Trier, und ließ den bereits auf den erzbischöflichen Stuhl erhobenen weihen, den Aethelbero aber excommuniciren. Auch brachte er die, welche die Pfalz vertheidigten, durch unablässige Einschließung dahin, daß sie, ermattet durch Hunger und fortwährende Angriffe, entweder innerhalb der Burg umkommen, oder, dieselbe verlassend, wider Willen der Gewalt des Königs sich überliefern mußten. Daß aber das letztere nicht geschah, bewirkte mit unerwarteter List Herzog Heinrich von Baiern, welcher es nämlich vom Könige erlangte, daß sie ungefährdet abzogen. Als aber nachher der König erfuhr, wie es sich in Wahrheit mit jenen verhalten hatte, da ward er sehr unwillig und rächte dies Vergehen, wie ich im Verfolge meiner Erzählung berichten werde.


26. Indeß sah mein Vorgänger im Amte [der Bischof Wigbert], von langer Krankheit gefesselt, voll eifriger Sehnsucht dem Ende seines Lebens entgegen. Ich muß doch, ehe wir mit ihm abschließen, einiges zu seinem Gedächtnisse in Kürze berichten. Er stammte aus einer der besten Familien von Ostthüringen, in Magadaburg aber ward er erzogen unter Leitung des Ohtrich. Den trefflich gebildeten Jüngling nahm dann Erzbischof Gisiler von Magadaburg in seinen vertrauteren Dienst auf und behielt ihn lange um sich, indem er ihm eine besondere Pfründe verlieh und ihn mit der Würde eines Erzpriesters beehrte. Zuletzt aber ließ sich Gisiler durch unablässige Einflüsterungen von Seiten mißgünstiger Menschen bewegen, dem Wigbert einiges zu entziehen und

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/237&oldid=- (Version vom 30.9.2023)