Zum Inhalt springen

Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/242

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1009 als vier Bischöfen, in Gegenwart des Königs mit dem heiligen Oele zum Bischofe gesalbt. Von da fuhren wir zu Schiffe auf der Donau nach Regensburg.


28. In jenen Tagen war eine große Hungersnoth in diesem Lande.

Indeß versuchte Herzog Heinrich heimlich nach Baiern hineinzukommen, um einen Aufstand zu erregen, kehrte aber, so wie er merkte, daß ihm durch des Königs Umsicht und Gewandtheit der Zugang versperrt war, flüchtig um. Darum versammelten sich auf königlichen Befehl die Vornehmsten der Baiern zu Regensburg, und obwohl sie sämmtlich ihrem Herzoge freiwillig geschworen hatten, drei Jahre lang keinen anderen wählen zu wollen, so wurden sie doch durch den König, der ihnen dieses Vergehen verwiesen, vermittelst Schmeicheleien und Drohungen von der Anhänglichkeit an den Herzog und Unterstützung desselben abgezogen und für seinen persönlichen Dienst gewonnen.

Hier brachten darauf die geistlichen Brüder des Klosters des heiligen Märtyrers Christi, Emmeram, welches Kaiser Arnulf demselben zu Ehren erbaut und zum Ruheorte für seine irdischen Ueberreste bestimmt hatte, indem sie sich alle dem Könige zu Füßen warfen, einstimmig und unter vielen Thränen eine Reihe von Beschwerden gegen ihren Bischof Gebehard vor; ihnen schlossen sich auch die anwesenden Laien mit lauten Wehklagen an. Ich hörte das alles selbst mit an, aber wie schwer fällt es mir, zu erzählen, und jedem anderen zu glauben, welche schreckliche Dinge die ihm untergebene Gemeinde von denselben aussagte, die sämmtlich auf leeren Wahn und große Gefahr seiner Seele hinausliefen. Ich weiß nur soviel, daß ich an Benehmen und seltenen Einrichtungen nie seines Gleichen gesehen, noch von einem solchen Manne jemals gehört habe. Er ist entweder, wenn das Innere dem Aeußern entspricht, besser als die Uebrigen, oder er ist auch weit schlechter. Indem er, was vorher auf das beste gepflegt wurde, aufhebt, müht er sich mit den schwersten neuen Arbeiten ab. Die Heimat

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/242&oldid=- (Version vom 30.9.2023)