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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


verläßt er mit dem ihm Anvertrauten, fremdes, wenn es auch noch 1009 so fern liegt, pflegt er mit überflüssigen Aufwand. Ich rufe Gott zum Zeugen an, daß ich das nicht so sehr um ihn zu tadeln vorbringe – denn die menschliche Gebrechlichkeit müssen wir an unsern Nächsten verhüllen und nur, um sie zu bessern, rügen – als vielmehr deshalb, weil ich, von der Wahrheit der Dinge getrieben, mich mit vielen anderen darüber äußerst verwundere. Der Allgütige sei ihm, wenn er aus guter Absicht also handelt, förderlich, auf daß er in Rechtfertigung vor ihm ohne Klage diese Pilgerfahrt hienieden zurücklege. Sollte er aber mehr aus leerem Triebe der Eitelkeit, als aus frommer Liebe zum Herrn alle diese Werke unternehmen, bloß um die Art und Weise, wie seine Nachbarn und Amtsbrüder es halten, herab zu setzen, dann möge er sich bekehren und sich abwenden von seinem ungerechten Wesen, und indem er durch Gewinnung der Kinder der Welt für das Reich Gottes[1] nach der Erbauung gläubiger Seelen trachtet, keinen Schaden leiden an seiner eigenen Seele. Glückselig in Christo ist, wer durch Uebung der Gerechtigkeit sein Andenken verewigt und frei von bösen Leumund es erlangt, daß er zur Rechten Gottes berufen werde.


29. Während der König also dasjenige, was ich vor meiner langen Abschweifung erwähnte, verhandelte und betrieb, brach ich auf seinen Befehl vor ihm auf, um mich nach meinem bischöflichen Sitze hinzubegeben. So besuchte ich zuerst eine mir zugehörige Besitzung, welche auf Slavisch Malcin, auf Deutsch Egisvilla[2] genannt wird, und am folgenden Tage besprach ich mich in der Nähe der Elster bei Iteri [Eitra] mit den Dienstleuten meiner Kirche, die ich dorthin berufen hatte, um den Anwesenden Trost und Hoffnung einzuflößen und[WS 1] die Abwesenden herbeizurufen. Es war nämlich eine sehr große Menge derselben entwichen, theils aus

  1. Vielleicht ist zu übersetzen: „durch Erwerb weltlichen Besitzes.“ Die ganze Stelle ist sehr dunkel und theilweise unverständlich.
  2. Egisvilla (Egisgorf, Eisdorf) lag im Gau Chutici zwischen der Saale und der Elster, südwestlich von Iteri.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nnd
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/243&oldid=- (Version vom 29.9.2023)