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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

vor. Darauf reiste ich nach Merseburg, wo ich mit meinem 1009 Herrn, dem Könige, das Pfingstfest beging[1].


32. Von da kamen wir alle nach Magadaburg. Hier ward mein Vetter Markgraf Wirinhari auf Anstiften des Grafen Dädi [von Wettin] vom Könige vieler Dinge beschuldigt, und würde dessen Gnade und sein Lehen verloren haben, wenn nicht eine plötzliche Krankheit, die ihn befiel, die Sache verhindert, und der Pfalzgraf Burchard es durch klugen Rath verschoben hätte.

Von da weiter reisend, versuchte der König die unbeständige Gesinnung derer in den westlichen Theilen des Landes zu prüfen und sie zu beschwichtigen, damit sie nicht in gewohnter Weise Unruhen beginnen möchten. Diese werden von manchen gelobt, daß sie sich weigerten, die Ungerechtigkeit ihrer Herren zu ertragen, und wir werden dagegen von denselben als feige getadelt. Es giebt sehr viele, die allen Genüssen der Sinnlichkeit fröhnend, sich in keiner Weise an den Zügel der Gerechtigkeit kehren, der dem Könige von Gott in die Hände gelegt ist, sondern ihr Wesen und Treiben, wie sie es vermögen, mit Gewalt oder List zu behaupten versuchen, ohne sich irgendwie um die Zukunft zu bekümmern, und indem sie alle, die darin nicht mit ihnen übereinstimmen, mit Verläumdung und unersättlichem Hasse verfolgen. Ich aber pflichte weder diesen, noch ihren Beschützern bei, ich stimme vielmehr mit denen überein, die sich vor Gott und den von ihm bestellten Behörden demüthigen und denselben nachgeben und es für besser halten, um Gottes willen alles zu dulden, als durch Streitsucht und verdammliche Eidbrüchigkeit die Majestät des Allmächtigen zu beleidigen. Unsere Vorfahren, die trefflichen Ritter, wütheten nicht gegen das Innere des Reichs, sondern, ihrem Herrn getreu, ließen sie gegen fremde Nationen ihrer Kampflust freien Lauf. Das mögen sich die Nachkommen merken und das Gegentheil meiden und sich bestreben, was abzustellen ist, zum Guten, nicht zum Schlimmen zu verändern. Bereitwillig mögen sie harren auf die

  1. Am 5. Juni 1009.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/249&oldid=- (Version vom 30.9.2023)