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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/251

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


ungehörige Weise durch Dädi’s Einflüsterungen beinahe auch schon 1009 eingebüßt hatte.


34. Solltest aber du, mein Leser, Lust haben, zu erfahren, woher jener Graf Dädi stammte, so wisse, daß er aus dem Hause Buzici[1] stammte, und daß sein Vater Thiedrich hieß. Er stand von Kindheit an in Diensten des Markgrafen Rigdag [von Meißen], seines Anverwandten, und war kräftig an Körper und Geist. Er führte, wie ich oben (B. III, Cap. 11) erzählt habe, die gegen uns aufgestandenen Böhmen nach der Zeizer Kirche hin. Hier durchschweifte er verheerend mit ihnen die ganze Gegend und führte zuletzt seine eigene Mutter, als ein Feind, nicht als Sohn handelnd, unter der anderen Beute mit sich fort. Darnach söhnte er sich wieder mit König Otto III. aus, wurde dessen Vasall und erwarb seine Huld und Freundschaft in kurzer Zeit. Unterdeß war Bio, der Graf von Merseburg, auf einem Kriegszuge gestorben, und Erzbischof Gisiler verschaffte dem Grafen Dädi darauf die ganze Grafschaft desselben, welche zwischen der Wippera [Wupper], der Saale, der Salta[2] und dem Villerbizi [Wildenbach] liegt. Ueberdies erwarb er das Burgward Zurbizi[3], welches seine Vorfahren als ein Lehen besessen hatten, für sich und seinen Bruder Fritherich als Eigenthum. Dazu führte er noch Thiedburge, die Tochter des Markgrafen Thiedrich, heim, und über dies alles ward er so aufgeblasen, daß er dem König insgeheim und vielen Anderen offenkundig Beschwerden verursachte.

Das nächste Weihnachtsfest (25. Decbr.) feierte der König in Pölde, und dort verlieh er Thiedrich, dem Sohne Dädi’s, dessen Grafschaft und ganzes Lehen, wie es Rechtens war, auf Anhalten der Königin und seiner Großen.

  1. de tribu quae Buzici dicitur, Worte zu deren Deutung viele verschiedene Erklärungen aufgestellt sind. Man hält den Namen für identisch mit der villa Buszi, Pausitz in der Nähe von Leipzig, welche Erzb. Gisiler 991 durch Tausch erhielt; diese soll dem Dädi verliehen sein. Es ist angenscheinlich, daß der Ausdruck des Textes dadurch nicht erklärt wird. W.
  2. Die Salta, aus dem Salzsee kommend, mündet etwas nördlich von Giebichenstein in die Saale.
  3. Ort etwas nordöstlich von Giebichenstein, das heutige Zoerbig, im Kreise Bitterfeld.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/251&oldid=- (Version vom 1.10.2023)