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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1009 Damals ward auch die Mark und was sonst Wirinzo [Werner] von Seiten des Königs besessen hatte, alles dem Grafen Bernhard übertragen.


35. In jenen Tagen verursachten Bischof Thiedrich von Metz und Herzog Heinrich von Baiern, dessen Bruder, nebst ihren Mitverschwornen dem Könige und seinen Freunden große Beschwerden, wodurch sie aber sich selbst und ihren Nachfolgern einen unersetzlichen Schaden zufügten. Eine Kirche nämlich, welche vor der Stadt Metz stand, ward sammt der in derselben Gott dienenden geistlichen Brüderschaft von den ruchlosen Slaven[1] geplündert. Der König nun stellte diesen Schaden unter feierlichen Eidschwüren aus seinen eigenen Mitteln größtentheils wieder her, und befahl darauf dem ganzen Heere, zu verhüten, daß etwas Aehnliches wieder sich ereignen könnte. Die Weinberge aber und die Gebäude sammt dem Korne und den anderen Nutzbarkeiten verheerte er.[2] Nicht lange nachher kam mir ein Brief zu Gesicht, in dem eine Anzahl von 800 zu St. Stephan gehörigen Stiftsleuten verzeichnet waren, die ohne Mitwissen ihrer Behörden, aus Hunger und sonstiger Noth ihre Heimath verlassen hatten, diejenigen ungerechnet, die mit Genehmigung derselben ausgewandert waren. Es wäre für die Kirche von Metz besser gewesen, wenn jener Mensch gar nicht geboren wäre. Auch will ich noch eine traurige That jener beiden beschreiben, die sie in Adram[3] verübten. Der König hielt einen Reichstag zu Mainz, 1011 dem sie auch beiwohnten. Da sie nun hier nicht nach ihren Wünschen sich verantworten konnten, so kehrten sie ergrimmt heim, nachdem sie jedoch zuvor einen Waffenstillstand auf eine bestimmte Zeit hin geschlossen hatten. Als ihnen nun, nichts arges ahnend, Bischof Heimo von Verdun und Herzog Thiedrich [von Oberlothringen] nachzogen, geriethen sie plötzlich in einen von diesen beiden Verräthern gelegten Hinterhalt, und so

  1. Liutizen, welche im Dienste des Königs nach Lothringen ihm gefolgt waren.
  2. Der König belagerte nämlich seinen Schwager Thiedrich, weil derselbe sich das Bisthum Metz angemaßt und den vom Kaiser anerkannten Bischof aus der Stadt vertrieben hatte.
  3. Odernheim, südlich von Mainz gelegen.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/252&oldid=- (Version vom 1.10.2023)