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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/253

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


wurde, indem nur wenige mit den Bischöfen entkamen, eine Unzahl 1011 von Kriegern erschlagen. Herzog Thiedrich ward schwer verwundet gefangen, und weil er der Freund der beiden war, mit dem Tode verschont, doch aber von ihnen abgeführt und lange Zeit in Haft gehalten. Dann kam er gegen Geiseln, die er stellte, frei, verlor indeß hiedurch nicht die Gunst des Königs.

Im Jahre des Herrn tausend und [elf][1] starb zu Corvei Herzog Bernhard von Sachsen.


36. Indeß erhoben Graf Heriman und Markgraf Guncelin [von Meißen] 1009 gegen einander Fehde und kämpften auf eine in diesen Gegenden ungewohnte Weise mit einander. Guncelin nämlich, der die Burg Strela, welche von Heriman’s Truppen beschützt war, zu erobern versuchte und nichts ausrichtete, befahl die Burg Rocholenzi[2] an der Milde, welche nicht wohl verwahrt war, in Brand zu stecken. Außerdem stand er (da ja Oheime gegen ihre Bruderkinder immer hart und gewaltthätig[3] sind) durchaus nicht an, seinem Neffen alles Ungemach zuzufügen, was nur immer in seiner Macht stand. Aber auch Heriman und sein Bruder Ekkihard rissen ein Schloß an der Saale, welches dem Guncelin ausnehmend werth war, und das er mit Ringmauern und einer Besatzung versehen und einer unbeschreiblichen Menge von Vorräthen und Gütern angefüllt hatte, nachdem sie es mit einem starken Heerhaufen unvorhergesehen umzingelt und erobert hatten, von Grund aus nieder und steckten es in Brand; die ganze vorgefundene Masse von Gütern aber vertheilten sie. Das kam dem Könige zu Ohren; sogleich eilte er nach Merseburg, dies zu untersuchen. Und als er dort nun die Aussprüche der beiden Grafen vernommen hatte, maß er die ganze Schuld dem Guncelin bei, der ihm selbst schon früher bei mancher Gelegenheit Geringschätzung bewiesen und ob des ihm von Heriman angethanen Schimpfes nicht in ihm, dem Könige,

  1. Hier ist eine Lücke im lateinischen Text.
  2. Rochlitz an der Milde (Mulde) gelegen, etwas nördlich vom Einflusse der Kaminizi in dieselbe.
  3. Thietmar will wohl mit dieser Bemerkung auf das Betragen seines Oheims Liuthar gegen ihn selbst anspielen.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/253&oldid=- (Version vom 1.10.2023)