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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


mit dem ersten Anbruche des Tages über die Elbe und rückte in 1009 der Stille bis an das Thor der dem Heriman vertrauten Stadt. Als sie aber sahen, daß wegen des dort befindlichen Kriegsvolks nicht leicht in die Stadt hinein zu kommen war, kehrten sie unmuthig und ohne jemand zu schaden, aber leider auch ohne selbst irgendwie gelitten zu haben, in ihre Heimat zurück. Die Anstifter dieses ganzen Vorfalls waren, wie nachher entdeckt wurde, zwei Wethenici[1] aus der Vorstadt. Diese bezahlten denn auch, wie es recht war, mit ihrem Blute einen solchen Frevel. Bolizlav aber harrte, zwischen Furcht und Hoffnung schwebend, in Budusin [Bautzen] jener Verräther; als er jedoch hörte, die Seinen kämen wieder, da war er gar unwillig ob seiner getäuschten Hoffnungen. Darnach ward Markgraf Heriman durch einen königlichen Abgeordneten eingeführt, und vergab sofort seinen Schuldigern alles, was sie gegen ihn verbrochen hatten, und bekräftigte dies mit einem Handschlage.

Der König aber gedachte, nachdem er während dieses Sommers und des nachfolgenden Winters durch Klugheit und Tapferkeit alle seine Feinde zum Schweigen gebracht, in häufigem Nachsinnen des ihm von Bolizlav angethanen Schimpfes und Schadens, und ließ nach Ostern ein strenges Aufgebot an die Seinen ergehen, sich zum Feldzuge mit ihm zu rüsten.


38. Die Zusammenkunft fand Statt zu Belegori,[2] d. h. 1010 Schönberg, einer Besitzung des Markgrafen Gero. Darauf gingen Herzog Bernhard und Propst Waltherd vorauf, um Bolizlav zum Bessern zu bekehren, allein ihre Bemühungen hatten den erwünschten Erfolg nicht, und so kamen sie unverrichteter Sache zum Herrn zurück. Dort erschien auch Jarimir, der berühmte Herzog der Böhmen, ein durchaus treuer Anhänger des Königs. Und nicht übergehen darf ich, welch ein klägliches Geschick damals den Markgrafen Gero traf. Wir alle – ich kann keinen ausnehmen –

  1. S. über diese oben Buch V, Cap. 6.
  2. Belgern, auf der linken Seite der Elbe, etwas nördlich von Strela.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/255&oldid=- (Version vom 2.10.2023)