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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


Da der König seine Schwäger[1] aufs neue mit Krieg 1012 heimzusuchen beabsichtigte, so berieth er sich mit seinen versammelten Fürsten, wie Herzog Bolizlav von Polen von ihnen angegriffen werden könnte.

Dies alles, nebst seinen in Sachsen belegenen Gütern, empfahl der König dem neuerwählten Erzbischofe.

An demselben Tage brachen wir alle nach Hause auf.

Am Sonnabend darnach aber [am 21. Juni] inthronisirte Bischof Arnulf [von Halberstadt] auf Geheiß des Königs [in Magdeburg] den Waltherd als Erzbischof, und beide wurden dort hochgeehrt und festlich bewirthet.

Am nächsten Tage [am 22. Juni] ward Waltherd von Eido, dem ehrwürdigen dritten Bischof der Meißener Kirche, gesalbt, unter Beihilfe seiner geistlichen Mitbrüder, der Bischöfe Wigo [von Brandenburg], Hilliward [von Zeiz] und Herich [von Havelberg] und meiner, der ich bei weitem geringer, als jene bin. Bischof Arnulf unterstützte uns bei dieser heiligen Handlung.

Am Montage aber [am 23. Juni] reisten wir alle ab, nachdem wir viele Liebesbeweise und reiche Geschenke erhalten hatten. Es war nämlich der Tag vor dem Tage Johannis des Täufers, und damals ward Reding vom Erzbischof zum Propste eingesetzt nach einstimmiger Wahl der Brüder [Juni 24]. An dem heiligen Tage selbst ward Waltherd mit den gebräuchlichen Ehren nach Klosterbergen hingeleitet, wo ich und mein Bruder Sigifrid, [der dortige Abt] ihn empfingen. Daselbst las er dann Messe und richtete seine erste Predigt an die Gemeinde, leistete aber dem wiederholten Anliegen des Abtes, dort ein Festmahl annehmen zu wollen wegen der Menge der ihn Begleitenden keine Folge.

Am St. Peter- und Paulstag [Juni 29] war er wieder in seiner Hauptstadt, und an diesem Tage hielt er an die ihm Anvertrauten eine heilsame Ermahnungsrede.


  1. Die Brüder seiner Gemahlin, den abgesetzten Herzog von Baiern und Dietrich von Metz.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/265&oldid=- (Version vom 2.10.2023)