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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/267

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


mich voll Herzlichkeit. 1012 Dann sah er auf seine Füße hin, die von ihrer gewöhnlichen Geschwulst weniger, als sonst, beschwert waren, was er aber bedauerte, weil, wenn diese angeschwollen waren, sein Leib sich leichter befand. Bei diesem Besuche erklärte er mir, wenn er dieser Gefahr gesund entrönne, so könnte ich keinen treueren Freund haben, als ihn. Ich blieb bis zum Abend bei ihm und verließ ihn dann wider Willen, weil der folgende Tag der Vorabend des St. Laurentiustages war, dessen Feier auf den Sonntag [August 10] fiel. Nachdem ich nun bei dieser Gelegenheit der versammelten Gemeinde eine kurze Predigt gehalten hatte, bat ich die Anwesenden dringend, mit mir ein gemeinsames Gebet für den kranken Erzbischof zu halten. Am Dienstage [August 12] vor der ersten Hora kam ich wieder zu Waltherd. Jetzt war Bischof Eid dort und bemühte sich in unablässigem Gebete für den Kranken. Als ich in das Zimmer trat, worin der Fromme lag, hörte ich ihn schon nicht mehr sprechen, auch konnte ich nicht mehr wahrnehmen, daß er noch jemand erkannte. Dann kamen auch, als noch Leben in ihm war, die Bischöfe Arnulf und Hilliward, nebst Meinwerk und Erich an, welche ihm alle zugleich den Segen ertheilten und ihm alle die Vergebung der Sünden verkündeten. Ich aber, ich Sünder, salbte ihn an den schmerzhaftesten Stellen mit dem heiligen Oele. Auch Herzog Jarimir von Böhmen war da, den sein Bruder und Vasall Othelrich, aller seiner Pflichten vergessend, am letztvergangenen Ostersonnabend aus seinem Reiche vertrieben hatte, wodurch sich Jarimir genöthigt sah, den Herzog Bolizlav, der ihm zwar als Verwandter befreundet war, den er jedoch bis dahin als einen Feind betrachtet und verfolgt hatte, als Flüchtiger aufzusuchen. Er hatte die Absicht gehabt, den Erzbischof, welchen er als einen treuen Helfer aller Bedrängten kannte, und den er gesund zu finden erwartete, um seine Verwendung beim Könige zu bitten; da er aber sah, daß dem Leidenden die Kräfte schon geschwunden waren, so bat er unter einem Strome von Thränen, er möge ihm doch nur seine Rechte reichen und hiedurch ihn uns Anwesenden empfehlen. Der Erzbischof aber machte, als nun sein Ende nahte, indem er,

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/267&oldid=- (Version vom 2.10.2023)