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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1012 Liubusua [Lebusa] los, dessen ich oben erwähnte, und weil er wußte, daß wegen des Uebertretens der Elbe von unserer Seite den Belagerten niemand zu Hülfe kommen konnte, so schlug er daselbst sein Lager auf. Seine Krieger rückten zum Kampfe ermuntert an und die Besatzung leistete nur mäßigen Widerstand. Denn diese große Burg schützten nicht mehr als tausend Mann, obwohl ihrer dreimal so viel kaum genügt hätten. Bolizlav saß beim Frühmahl und sah voll Freuden seine Mannen als Sieger in die Burg eindringen. Das Thor ward geöffnet und viel Blut vergossen. Gefangen genommen wurden von jenen die angesehenen Männer Guncelin und Wiso und der unglückliche Befehlshaber der Burg, Scih, welcher verwundet war. Dieser beklagenswerthe Mann verlor, so oft er eine Burg zu hüten bekam, dieselbe stets, nicht aus Feigheit, sondern durch ein klägliches Mißgeschick. Diese alle wurden dem stolzen Sieger vorgeführt und auf seinen Befehl alsbald wieder zur Haft hinweggebracht. Von den Kriegsgefährten des Herzogs aber blieben nicht weniger als fünfhundert in eben diesem Kampfe. Dieses jammervolle Blutbad aber ward angerichtet am 20. August. Die ungeheure Beute ward dann getheilt, die Burg angezündet und die siegreiche Schaar zog mit ihrem Herrn fröhlich heim.


49. Dies erfuhr die Königin, die sich damals zu Merseburg aufhielt, durch Eilboten. Ich aber erfuhr dies zuerst in Magadaburg, wo ich Unwürdiger auf Ansuchen des Propstes Reding zwei Altäre, den einen, wo der Erzbischof liegt, den anderen im nördlichen Theile derselben Kirche, am 22. August weihte, und reiste sogleich schnell ab zur Königin. Sogleich wurden wir Landesgenossen sämmtlich von ihr angewiesen, an der Milda [Mulde] zu lagern, und zur Ankunft des Königs alles in Bereitschaft zu setzen. Währenddeß kam der König von dem Zuge gen Westen zurück und bemühte sich, seinen Caplan Gero in die eröffnete Stelle zu bringen. Bischof Herich also, der ihm entgegen eilte und seine Botschaft[1]

  1. Nämlich von der Wahl Thiedrichs.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/274&oldid=- (Version vom 3.10.2023)