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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/275

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


ausrichtete, fand kein Gehör. Darnach kam mein Vetter Thiedrich 1012 zum Könige nach Grona [Gronau], wohin er berufen war, ward vom Könige in seine Dienste genommen, und bekleidete fortan Gero’s Stelle. Am St. Matthäustage [Sept. 21] kam der König nach Sehusun[1]. Dahin begab auch ich mich und ermahnte ihn nun, da es an der Zeit war, vor allen dortsitzenden Versammelten, er möchte doch, bevor er den neuen Erzbischof bestätigte, mit ihm über meinen Sprengel und über die anderen uns ungerechter Weise entzogenen Dinge etwas ausmachen. Daselbst versprach er mir dann auf das bestimmteste seinen Schutz und verhieß mir, daß diese Angelegenheit auf gerichtlichem Wege oder auf eine andere heilsame Weise beendigt werden solle. Am anderen Tage kam der König nach Magadaburg und ließ uns alle im Refectorium [Speisesaal] der Brüder zusammmenkommen. Dort ward dann auf des Königs Antrag mit Vorbehalt des Wahlrechts für die Zukunft Gero einstimmig zum Erzbischof von Magadaburg erwählt. Darnach weihte er in der Kirche sich zunächst überhaupt erst dem dortigen Altar, und erwarb den Eintritt in das Capitel um zehn Hufen Landes. Dann empfing er vom Könige den Hirtenstab, und ward bald nachher inthronisirt und vom Bischof Eid [von Meißen] gesalbt, indem wir, die ebengenannten geistlichen Brüder, ihn unterstützten.

Daselbst ward dann das Fest der Thebäischen Blutzeugen [Sept. 22] feierlich vom Könige begangen, und der König und alle die Seinigen wurden von dem neuen Erzbischofe mit Geschenken reich geehrt.

Von da begaben sich diese eilends nach Merseburg, wo sie lange verweilten und mit den Vornehmsten des Reiches die Regierungsangelegenheiten erwogen.

In diesem Jahre starben Bischof Erluvin von Kammerich und die trefflichen Herzoge Konrad [von Kärnthen] und der junge Heriman [von Alemannien].

Ein Mönch aber, der in schwerer Krankheit darnieder lag, hatte im Traume gar manche Gesichte, welche, während er vor sich

  1. Sehusun (Sehusen, Seehausen) lag etwas westlich von Magdeburg.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/275&oldid=- (Version vom 3.10.2023)