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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Landbesitze und Gelde. 1013 Der andere aber ward erst lange nachher durch die Verwendung treuer Freunde wieder eingesetzt.

In demselben Jahre, am 18. März, starb auch Wonlef, ein Eremit und wahrhaftes Kind Israels.


55. In den nächstfolgenden Fasten kam der König nach Werlu[1], wo er lange von der Kolik zu leiden hatte, während welcher Krankheit ihm vieles durch Traumgesichte offenbart wurde. Als er zuletzt durch die Thränen und das Gebet so mancher wieder gesundete, feierte er, weil die Zeit zu kurz war, um an den beabsichtigten Ort[2] zu gelangen, das Osterfest bei seinem Freunde, Apr. 5. dem Bischof Meinwerk zu Pathebrunnan [Paderborn] mit gebührender Ehrfurcht; das Pfingstfest aber bei uns. Am selbigen Mai 24. Pfingstabend kam Herzog Bolizlav, nachdem ihm zu seiner Sicherheit Geiseln gestellt waren, die er also bei sich daheim zurückließ, zu Merseburg an, und ward auf das beste empfangen. Am Heiligen Pfingsttage ward er durch Einfügung der Hände[3] des Königs Vasall und folgte, nachdem er den gehörigen Eid geleistet, dem Könige, als derselbe im Herrscherschmuck die Kirche betrat, als dessen Waffenträger. Am Montage suchte er durch große, dem Könige von ihm und seiner Gemahlin dargebrachte Geschenke das Wohlgefallen desselben zu erregen, worauf er durch des Königs Freigebigkeit mit viel größeren und zahlreicheren Geschenken und besonders auch mit dem von ihm so lange ersehnten Lehen begnadigt ward. Die ihm gestellten Geiseln sandte er in Ehren und Freuden zurück. Darnach zog er, von uns unterstützt, nach Rußland, verheerte einen großen Theil jenes Landes und ließ, als unter den Seinen und ihren Gastfreunden, den Pezineigern [Petschenegern] Zwietracht ausbrach, diese, obwohl sie ihm behülflich gewesen waren, sämmtlich niederhauen.


56. In diesen Tagen ward Bronhag, Abt von Fulda, abgesetzt.

  1. S. S. 123 Anm. 1.
  2. Nach Aachen.
  3. Manibus applicatis; der Vasall legte nämlich knieend seine Hände zwischen die Hände seines Herrn.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/283&oldid=- (Version vom 2.10.2023)