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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/284

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1013 An seine Stelle trat als Verweser Popo, damals Abt zu Laurisheim [Lorsch], und damit ward zugleich das Kloster, indem die Mönche weithin sich zerstreuten, von seinem früheren Zustande abgebracht.

In der Stadt des Herzogs Bernhard, Liunberg [Lüneburg] genannt, entstand in demselben Jahre eine wunderbare Veränderung und Bewegung in der Luft und ein ungeheurer Erdspalt. Darob staunten die Anwohnenden und bezeugten, dergleichen nie zuvor gesehen zu haben.

Der König begab sich in die westlichen Lande, ordnete daselbst seinen Zug in die Lombardei an, und kam dann wieder zu uns zurück; brach darnach wieder am 21. September auf und gelangte, durch das Gebiet der Baiern und Schwaben reisend, eilends an einen Ort Namens ……[1]. Dorthin strömte von allen Seiten das Heer zusammen, und es war klar, daß alle von dem guten Willen zu helfen beseelt waren. Von da kam der König, von der Königin begleitet, ohne jedes Hinderniß nach Rom. Herzog Bolizlav aber that nichts zur Unterstützung ihres Zuges, obwohl er vorher aufgefordert war, sondern zeigte sich seiner Gewohnheit nach treulos in seinen Versprechungen. Zudem hatte er sich schon vorher vermittelst eines Sendschreibens bei dem Herrn Papste darüber beklagt, daß es ihm wegen der geheimen Nachstellungen des Königs nicht möglich sei, dem Apostelfürsten St. Petrus den versprochenen Zins zu zahlen. Damals aber suchte er durch dorthin gesandte Späher heimlich zu erkunden, wie der König in jenen Landen empfangen werde, indem er sich bemühte, alle, die er kannte, von ihm abwendig zu machen. So fürchtete er Gott, so strebte er nach der Fürbitte der Frommen, so stark war des ritterlichen Vasallen feste Treue, so viel kehrte er sich an die furchtbaren Eide, die er geleistet hatte! Vernimm, mein Leser, was Bolizlav inmitten so vieler Schandthaten zu thun pflegt. So oft er entweder selbst fühlt oder durch eines gläubigen Christen Vermahnung inne wird, daß er groß und viel gesündigt hat, so

  1. Der Name fehlt in dem lateinischen Urtexte.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/284&oldid=- (Version vom 2.10.2023)