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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

befiehlt er, daß man ihm die kirchlichen Bestimmungen vorlege, 1013 und läßt dann aufsuchen, wie das zu sühnen sei, was er begangen hat, und ist sofort darauf bedacht, zufolge jener Anweisungen das verübte Verbrechen wieder gut zu machen. Indeß ist die Gewohnheit, sich unheilbringend zu versündigen, bei ihm viel stärker, als die, in heilsamer Reue zu verharren.


57. Mit diesem auf gleicher Stufe stand sein, wenn ich so sagen darf, College Hardwig, den die Langobarden fälschlich König nennen. Dieser war sehr unwillig über die Ankunft des großen Königs und seine gewaltige Heeresmacht, und zog sich, weil er mit seinen eigenen Streitkräften sich nicht getraute demselben schaden zu können, sofort in eine Burg zurück, indem ihn nur das quälte, daß der König, dem erhaltenen Rufe folgend, einer höheren Würde entgegen ging. Er schickte indeß, nachdem er lange in leidenschaftlichem Gemüthe geschwankt hatte, an den König Gesandte, welche für ihn eine gewisse Grafschaft forderten, dann aber fest versprachen, daß er sammt seinen Söhnen ihm seine Krone übergeben werde. Da der König, dem Rathe Einiger Gehör gebend, dies verweigerte, so empfand er, wie ich im Folgenden darlegen werde, späterhin, daß dies den Seinigen zum großen Schaden gereichte. Bevor ich jedoch daran gehe, dies darzustellen, will ich, was ich bisher aus Vergessenheit übergangen habe, jetzt noch nachzuholen versuchen.


58. Unter meinen Altersgenossen und Mitschülern war einer, Namens Brun, aus einem sehr angesehenen Geschlechte, aber durch die Gnade Gottes mehr als die andern Glieder seiner Familie ein Auserwählter unter des Kindern des Herrn. Ihn gab seine verehrungswürdige Mutter Ida in die Schule des Philosophen Geddo, und alles, dessen er bedurfte, wurde ihm in Fülle zu Theil[1]. Sein Vater war Graf Brun [von Querfurt], ein trefflicher und in jeder Beziehung lobenswerther Herr, der mit mir durch Blutsfreundschaft,

  1. Vgl. über Geddo unten VII, 25.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/285&oldid=- (Version vom 1.10.2023)