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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


Dies aber geschah zur Zeit des allergnädigsten Königs, Heinrichs II, den der allmächtige Gott durch den Triumph eines so großen Bischofs Ehre und, wie ich stark hoffe, Heil für seine Seele spendete.

Der Vater des ebengenannten Bischofs aber legte, als er lange nachher erkrankte, wie er mir selbst erzählte, auf Geheiß seines Sohnes Mönchskleidung an und entschlief in Frieden am 19. Octbr.


59. Auch ist nicht leicht zu nehmen die große Anmaßung der Lehnsmannen des Markgrafen Gero, über welche der Gläubige erstaunen und dergleichen aus christlicher Liebe fliehen muß. Bringen wir zuerst den Thatbestand vor und erwägen dann das Geschehene, ob es Lob, oder nicht vielmehr Abscheu verdiene. Der Bischof Arnulf [von Halberstadt] kam auf eine Einladung der ehrwürdigen Aebtissin Hathawi [Hedwig] nach Gernrode zum Gastmahle am Feste des heiligen Märtyrers Ciriacus. Als er nun an dem heiligen Tage nach der Messe die Kirche verließ, um sich ein wenig zu ergehen, sah er einen Geistlichen, der einen Falken auf der Hand trug; von Eifer ergriffen, hielt er den Geistlichen persönlich fest und nahm ihn mit, nicht um ihn zu bestrafen, sondern um ihn mit mäßigen Worten zu tadeln. Auf die Kunde des Vorgefallenen versammelten sich die erwähnten Ritter, und deren erster, Namens Hugal, kam zum Bischofe und fragte ihn, was ihn bewogen habe, seinem Lehnsherrn solchen Schimpf anzuthun. Worauf Arnulf antwortete: „Was habe ich denn gethan? Ich habe eine Verhöhnung Christi wahrgenommen, die ich, weil sie in meinem Bisthum vorging, nicht dulden konnte. Es ist nichts unrechtes geschehen. Lasset uns einen euch passenden Tag ansetzen, und wenn ich dann von unseren gemeinsamen Freunden für schuldig befunden werde, so gebe ich eine hinreichende Genugthuung.“ Da fährt jener fort: „So darf und kann es nicht sein. Ihr müßt euch heute noch entweder mit einem Eide von der Schuld reinigen, oder versprechen, daß ihr meinem Herrn und uns Genugthuung

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/287&oldid=- (Version vom 1.10.2023)