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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

geben wollt.“ Der Bischof erwiederte: „Das heilige Fest verbietet mir, den Eid zu leisten, und euch, ihn zu empfangen. Und sehr bedauerlich erscheint es mir, daß mir sogar eine gerichtliche Untersuchung von euch verweigert wird.“ Da ging Hugal zornig fort und alsbald versammelten sich ohne Wissen des Markgrafen die Vasallen in Waffen, und als der Bischof sich eben zur Tafel setzen wollte, sah er alle herankommen. Sofort ward das Haus, in dem er sich befand, von den Seinigen fest verriegelt und auf alle Weise befestigt, damit die Feinde nicht leicht hineinkommen könnten. Als sich nun jene bereits anschickten, dasselbe zu erstürmen, wurde ihnen der Wahrheit gemäß angezeigt, daß der Bischof, der anderswohin entkommen war, dort nicht mehr zu finden sei. Darauf suchten sie ihn im Kloster und zuletzt selbst in der Kirche, fanden ihn aber durch Gottes Gnade nirgends, obwohl er selbst von seinem Versteck aus, in dem er sich, ohne daß es ihm irgendwie zur Schande anzurechnen wäre, befand, alles mit ansah. Als zuletzt ihre Wuth sich legte, begaben sie sich in das Hospiz des Klosters und gingen unwillig heim. Am folgenden Tage ließ Arnulf seine Ritter herbeirufen und zog wieder nach seinem Bischofsitze zurück, indem er die heftig weinende Aebtissin tröstete. Als der König das alles erfuhr, befahl er, die Unruhstifter ihm vorzuführen. Da ihn aber der Markgraf allzu zornig sah, so versuchte er, ihn durch zuverlässige Vermittler zu besänftigen. Diesen gab der König nur unter der Bedingung Gehör, daß sie vorher dreihundert Pfund Silbers an die bischöfliche Kasse zahlen, und daß diejenigen, welche in diesem Handel für schuldig erachtet würden, sich entweder durch einen Eidschwur von elf Freunden reinigen oder ihm dem canonischen Rechte gemäß Genugthuung gewähren müßten. Nachdem damit beide einen gegenseitigen Frieden gelobt hatten, wurden auf die Zeit nach Ostern die Verhandlungen angesetzt. Dazu kamen unsere und ihre Freunde zusammen und ich war mit jenen anwesend. Als nun das erwähnte Geld entrichtet worden war, kam der Bischof in die Domkirche, wo er sich im östlichen Theile des Gebäudes auf den Stuhl auf der höchsten Stufe setzte. Daselbst

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/288&oldid=- (Version vom 1.10.2023)