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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


auf einer guten Erziehung und wurde zuletzt auf eine ungerechte Art zur Leitung des Rheimser Sprengels befördert[1]. Er verstand es aufs beste, den Lauf der Gestirne zu unterscheiden, und übertraf überhaupt seine Zeitgenossen in mannigfachem Wissen. Am Ende ward er aus seinem Vaterlande vertrieben und kam zu Kaiser Otto III. Bei demselben blieb er lange und verfertigte in dieser Zeit seines Lebens zu Magadaburg ein Oralogium, [Horologium, Sonnenuhr], nachdem er durch ein Rohr[2] den Leitstern der Schifffahrer beobachtet hatte. Darnach aber kam Gerbert, als der obenerwähnte Papst Gregor V. starb, durch die Gnade des Kaisers an dessen Stelle, die er bis zu den Zeiten Königs Heinrichs II. unter dem Namen Silvester II. bekleidete. Ihm folgte Johann Phasan (das heißt Waldhahn) und saß auf dem apostolischen Stuhle die ihm vergönnte Zeit. Unter ihm wurde die Merseburger Kirche wieder erneuert und durch das Ansehn eines von ihm erlassenen Privilegiums fester begründet. Seine nächsten Nachfolger waren Sergius IV, der Buccaporci [Schweinsrüssel] hieß, und Benedict VIII, beide treffliche Männer und Stützen unserer Kirche.

Von all diesen höchsten Kirchenlenkern wurde die Ankunft des Königs gar sehr ersehnt, aber sie ward durch das Widerstreben der verschiedenen Feinde lange verzögert.

Gepriesen sei ob seiner Werke Gott der Allmächtige, der dem lange Zeit hindurch von vielen Widerwärtigkeiten darnieder gedrückten Rom durch einen solchen Oberhirten [wie es ihn jetzt bekam], Trost und Frieden zu bringen sich herabgelassen hat! Denn Papst Benedict [VIII] erhielt bei der Wahl vor einem gewissen Gregor das Uebergewicht. Darum kam er um Weihnachten zum Könige nach Palithi [Pölde] im vollen apostolischen Amtschmucke, indem er allen klagend seine Vertreibung erzählte. Der König aber nahm des Bedrängten Kreuz in seine Obhut und befahl ihm, sich an niemand weiter zu wenden, indem er ihm versprach, die Sache, wenn er selbst dahin käme, nach römischem Rechtsbrauch

  1. Vgl. Richers Geschichten, Buch 3 Kap. 43 folg.
  2. Gerbert beobachtete durch ein Sehrohr den Polarstern.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/290&oldid=- (Version vom 1.10.2023)