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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/302

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1015 dieser Umstände ihm beliebt und mir irgendwie frommt, und alles, was er verfügt, werde ich voll Ergebenheit erfüllen.“ Als nun Thiedrich mit dieser Botschaft zum Kaiser zurück kam, ward sogleich ein Anderer zu Othelrich hingeschickt, mit dem Auftrage, den Misico herzusenden, und mit dem bestimmtesten Befehle in dieser Beziehung, jedoch auch mit dem Versprechen, es werde von Seiten des Kaisers all seinen Besorgnissen abgeholfen und ein sicherer Friede abgeschlossen werden. Da gab Othelrich, freilich mit Ueberwindung, den Gefangenen heraus und besänftigte dadurch den Unwillen des Kaisers in hohem Grade. Bolizlav aber ließ, über seines Sohnes Rettung hocherfreut, dem Kaiser durch Gesandte verdientermaßen seinen Dank bezeugen, mit dem Gesuche, der Kaiser möge ihm seinen Sohn, ihm zur Freude, seinen Feinden zum Verdruß, zurücksenden, und für beides einer Entgeltung in Zukunft in Wahrheit entgegensehen. Dies aber, erklärte der Kaiser, sei für den Augenblick nicht thunlich, versprach ihm aber, ihn, wenn er nach Merseburg kommen wolle, nach gemeinsamem Rathe seiner Großen zufrieden stellen zu wollen. Als Bolizlav das vernahm, nahm er es nicht gut auf, sondern trachtete vermittelst häufiger Botschaften und im verborgenen Herzen beständig darnach, seines Sohnes habhaft zu werden.


8. Als der Kaiser an dem anberaumten Orte erschien, legte er allen Reichsständen die Frage vor, was er in dieser Angelegenheit thun solle? Unter diesen gab der Erzbischof Gero zuerst folgende Antwort: „Als es noch Zeit war und mit Ehren geschehen konnte, habt ihr, Herr Kaiser, auf meine Anmahnung, ihn zu entlassen, nicht gehört. Jetzt ist Bolizlavs Sinn wegen der langen Festhaltung und Verhaftung seines Sohnes von euch abgewandt, und ich besorge, daß ihr, wenn ihr den Misico ohne Geiseln oder andere Bürgschaften zurückschickt, in Zukunft von beiden keine treuen Dienste zu erwarten habt.“ Dem also redenden pflichtete ein sehr großer Schwarn der Anwesenden bei, und selbst die bestochene Partei beklagte, daß sonderliche Ehre jetzt bei

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/302&oldid=- (Version vom 5.10.2023)