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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1015 die in eurem Innern verborgene Krankheit dem himmlischen Arzte offen dar, und achtet die heilende Arznei, die er euch darbietet, auf keinen Fall gering; und wer auch, wenn unser letztes Stündlein schlägt, unser Beichtiger sein mag, nicht zögere der Sünder mit dem reuevollen Eingeständnisse, auf daß er im Himmel einen gnädigen Vergeber finde.


Mai 29.11. Zu dem erwähnten Pfingstfeste fand sich an dem genannten Orte [Immedeshusun] ein Landmann aus den westlichen Gegenden des Reichs ein mit einer ganz neuen Botschaft für den Kaiser, die er durchaus nur ihm allein offenbaren wollte. Der Mann trug noch den Stachel in der Hand, womit er das Ackervieh vor dem Pfluge angetrieben hatte, zu der Zeit, wo ihm dieser Auftrag vom Himmel herab vermittelst einer Taube geworden war. Es war aber dieser Bauer so lang von Wuchs, daß alle, die ihn sahen, sich gar sehr verwunderten. Derselbe nun sagte, als er wieder fortging, auf Geheiß des Kaisers allen, die ihn fragten, er werde nach Beendigung des Feldzugs nach Aachen kommen und daselbst von ihm eine Antwort erhalten. Weil aber der Kaiser diese Mahnung und sonst auch unzählige andere gering achtete, so empfand er nachher die Strafe dafür.

Jun. 24. Am Geburtstage Johannis des Täufers, der unmittelbar bevorstand, kam der Kaiser nach Goslar, und verlieh Ernstens Herzogthum seiner Nichte und deren Sohne[1]. Dann begab er sich nach Magathaburg, wo er den Blutzeugen Christi, den heiligen Mauritius, flehentlich um seine Fürbitte anging, um die Ueberwindung seines hartnäckigen Feindes Bolizlav. Von da zog er mit dem versammelten Heere nach einem Orte hin, der Sclancisvordi heißt[2], und brachte den Landesbewohnern und deren Markgrafen, dem Gero, dadurch großen Schaden. Am 8. Juli Jul. 8. kamen wir zum Feldzuge zusammen, und die Einwohner wurden, statt

  1. Gisela, später Gemahlin Konrads II, und ihrem Sohne Ernst.
  2. Dieser Ort lag auf der linken Seite der Elbe zwischen Torgau und Belgern.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/305&oldid=- (Version vom 5.10.2023)