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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1015 Norden her auf Bolizlav los und erschien vor demselben; jedoch war die Oder von allen Seiten befestigt.


12. Der Kaiser aber ging am Tage Aug. 3. der Auffindung des ersten Märtyrers über die Oder, und trieb die widerstrebende Schaar der Polen gar sehr zu Paaren; von den Unseren aber blieb niemand, als der treffliche Jüngling Hodo nebst Ekkerich und noch einem anderen Ritter des Grafen Guncelin. Dieser Hodo war nebst dem Sigifrid, einem Sohne des Markgrafen Hodo, vom Kaiser beschuldigt worden, bisher ein allzu großer Freund Bolizlav’s gewesen zu sein. Darin rechtfertigten sie sich nun an diesen Tage auf eine mannhafte Weise, Hodo aber trennte sich weit von den Seinen und verlor, als er allein den fliehenden Feinden nachsetzte, durch einen Pfeilschuß ins Haupt getroffen, zuerst ein Auge und darnach das Leben. Als aber Misico den Todten erkannte, weinte er sehr; denn er war sein Hüter und Gesellschafter gewesen, und er sandte den Leichnam wohl bestellt unserem Heere zu. Die Anzahl derer aber, die von Seiten des Feindes blieben, war nicht geringer, als sechshundert; sie hinterließen den Unseren eine sehr große Beute.

Dieses Ereigniß hörte Bolizlav bald nachher von Eilboten an dem Orte, wo er gerade lagerte, und obwohl er nun gerne dahin sich begeben hätte, wagte er doch nicht, den anwesenden Feinden einen Zugang zu eröffnen. Wohin nur die Unseren zu Schiffe sich wandten, dahin folgte er mit den Seinen mit verhängtem Zügel. Zuletzt aber zogen die Unseren schnell die Segel auf und fuhren einen ganzen Tag lang so, daß die Feinde mit ihnen nicht gleichen Schritt halten konnten, und so erreichten sie ungefährdet das erwünschte Ufer. Sie zündeten sofort die nächsten Oerter an. Als das der Herzog von ferne sah, floh er, wie gewöhnlich, und gab wider Willen den Unseren Muth und Gelegenheit, Schaden anzurichten. Herzog Bernhard aber, der mit den Seinen dem Kaiser nicht, wie es ihm vorher befohlen war, zu Hülfe hatte kommen können, meldete demselben durch heimlich zugeschickte

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/307&oldid=- (Version vom 5.10.2023)