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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

irgendwie vermindert werde, so kämpft man, wie gesagt, gegen die kaiserliche Oberheit mit Worten und Werken an.


1014 22. Den Sommer vorher berief Bernhari, der fromme Vater und Bischof der heiligen Kirche zu Verden, als er sah, daß sein Leben sich dem Abgange zuneige, alle seine Schuldner freundlich zu sich, und erinnerte sie daran, daß sie an Gott und der ihm anvertrauten Kirche sich menschlicherweise vergangen hätten, und denen, die dann ihre Fehler eingestanden, verzieh er sämmtlich voll Erbarmens. Alle aber, welche erklärten, sie seien sich gegen ihn keiner Schuld bewußt, überführte er also: „Ich bitte euch, meine Söhne, handelt nicht also! Ich trachte nicht darnach, daß ihr etwa von mir oder meinem Nachfolger hintergangen werden sollt, sondern ich wünsche allein, daß ihr von allem solchen frei kommt, und daß ich in aufrichtigem Frieden von euch mich trennen kann.“ Bernhari vergrößerte das Vermögen seiner Kirche um dreihundert rechtmäßig erworbene Hufen Landes; er liebte seinen Kaiser und alle gläubigen Christen von Herzen, besonders innig aber umfaßte er die ihm Untergebenen, nach dem Vorbilde des höchsten Hirten. Der ehrwürdige Mann wirkte vier und zwanzig Jahre als Bischof, und begann den Bau eines steinernen Thurmes, wie sie dort zu Lande selten sind, neben der Kirche zu Verden; da ward jener Leuchtstern am 25. Juli Jul. 25. unsern Blicken entrückt. Als das der Kaiser erfuhr, beweinte er den Tod eines solchen Greises wie ein Sohn das Abscheiden seines Vaters. An seine Stelle setzte er am 24. Aug. Aug. 24. den lange widerstrebenden Vidzier, der vormals Propst der Kirche zu Köln, damals aber vom Erzbischof Heribert abgesetzt war; und sandte ihn, nachdem er vom Erzbischofe Erkanbald [von Mainz] geweiht war, mit großen Ehren nach seinem eigenen Sitze zurück.

1015 Auch ist zu bemerken und nicht ohne einen schweren Seufzer zu berichten, daß das Kloster zu Miminlevo [Memleben] von der lange wohlbehaltenen Freiheit zur Knechtschaft gebracht ward. Denn der Abt dieses Klosters, Reinhold, wurde abgesetzt, die dortigen

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/318&oldid=- (Version vom 6.10.2023)