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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/323

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

selten, doch mitunter mit verzehrendem Feuer, und dieser hat mich getrieben, das eben Gesagte meinem vorliegenden Werke einzuverleiben.


26. Gar oft habe ich gehört, die Angeln, die ihren Namen entweder von ihrem den Engeln gleichenden schönen Antlitze hätten, oder daher, weil sie in einem Winkel (angulus) jenes Landes wohnen,[1] hätten von Svein, dem Sohne Haralds, dem wilden Könige der Dänen, unsägliches Elend ausgestanden, und seien so weit gebracht worden, daß sie, die vorher des Apostelfürsten Petrus Zinsleute und ihres heiligen Vaters Gregorius geistliche Söhne waren, jenen unreinen Hunden[2] einen ihnen alljährlich auferlegten Tribut zahlen mußten, und den größten Theil ihres Landes, dessen Bewohner fast alle gefangen oder getödtet waren, wider ihren Willen dem Feinde überließen, um es nach Willkür zu bewohnen. Weil aber Gott dies geschehen ließ, und um die Schuld mancher Gläubigen zu strafen, die erwähnten Feinde dazu antrieb, darum wüthete so sehr jener Verfolger, der sogar der Seinen nie zu schonen lernte. Denn als dieser, nicht Beherrscher, sondern Vertilger seines Volks, der nach seines Vaters Tode von den sich erhebenden Northmannen gefangen und von seinen Unterthanen vermittelst eines großen Lösegeldes wieder frei gemacht war, erfuhr, daß der schlechteste Theil seines Volkes, sich heimlich zuflüsternd, ihn deshalb einen Knecht nannte, so dachte er voll Leidenschaftlichkeit darauf, für dieses Vergehen, daß er auf eine fördersame Weise an Wenigen hätte strafen können, an dem gesammten Reiche, und folglich, wenn er’s nur hätte bedenken wollen, zu seinem eigenen Schaden Rache zu nehmen. Indem er nämlich auswärtigen Feinden seine Herrschaft preisgab, vertauschte er sichere Ruhe mit unstätem Umherschweifen, Frieden mit Krieg, sein Reich mit der Fremde, den Gott des Himmels und der Erde mit dem Teufel, und indem er alles bewohnte Land in seinem Reiche verheerte, rühmte er sich wiederholt in gräßlichem Hohne: Er sei kein erkaufter

  1. E. Widukinds sächsische Geschichten, Buch I, Cap. 8.
  2. d. h. den Dänen.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/323&oldid=- (Version vom 6.10.2023)