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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

hinderte. Einer von seinen Gefährten aber, der den Thäter dieses 1016 verruchten Mordes niederhieb, ward gleich nachher erschlagen. Als nun aber Balderich floh und dadurch sein böses Gewissen kund gab, wurde die ganze klägliche Geschichte durch das Gerücht weithin verbreitet, und Thiedrich, der Bischof zu Mirmingerd [Münster], der Sohn meiner Mutterschwester, der in der Nähe auf Wigman gewartet hatte, kam zuerst an, und indem er in untröstlichem Schmerze des geliebten Freundes Tod beweinte, geleitete er die Leiche nach der Stadt Fretheni,[1] wo der Verstorbene durch Thiedrichs eifrige Fürsorge in allen Ehren zu seinen Vätern versammelt ward.


34. Darnach schickte er durch seine ganze Landschaft hin Boten, und forderte auch selbst seine Gaugenossen und Verwandten auf, die That zu rächen. Dann belagerte er mit einer starken Schaar die Stadt des Feindes, Namens Upplan,[2] indem er die Umgegend verheerte und versengte. Endlich kam mein Vetter, Herzog Bernhard [von Sachsen] an, der als rechtmäßiger Vormund des noch unmündigen Sohnes und der ganzen Erbschaft des Grafen Wigman und als Rächer der ruchlosen Schandthat sich erhoben hatte. Dieser tröstete die trauernden Lehnsmannen des Erschlagenen nach Kräften und setzte mit den übrigen Anhängern desselben der Stadt Tag und Nacht unaufhörlich zu. Indeß verließ der Kaiser Burgund, wo er einen großen Theil des Sommers zugebracht hatte, und begab sich, so wie er den ganzen Verlauf der Sache erfuhr, zu Schiff, um dort hinzueilen. Auf dieser Reise starb mein Vetter Gevehard, der Sohn des Grafen Heribert, damals sehr wohl gelitten bei der königlichen Majestät und ausgezeichnet durch die größte Biederkeit. Dieser Todesfall versetzte den Kaiser so wie alle dort Ansässigen in große Trauer[WS 1]. Der Erzbischof Heribert von Köln aber, der wegen seines Vasallen Balderich sehr in Sorgen war, lag dem Kaiser wiederholt an, er möchte doch die lange belagerte

  1. Fretheni, Frethena oder Breden, in der Nähe von Münster, im jetzigen Kreise Ahaus.
  2. Upplan ober Upladen im Gaue Hammaland, zwischen Issel und Rhein in der Nähe von Nimwegen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Traner
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/333&oldid=- (Version vom 7.10.2023)