Zum Inhalt springen

Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/334

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1016 Stadt in seine Gewalt geben. Der Kaiser willigte auch endlich darein, durch sein unablässiges Bitten überwältigt. Damals aber war schon, indem jener Feind des Kaisers abgezogen war, die Stadt Upplun gänzlich zerstört; die Gräfin jedoch, die daselbst lange beunruhigt worden war, wurde leider mit allem, was sie hatte, gerettet. Mögen alle Verwünschungen, die der gottselige Hiob gegen sich ausgesprochen hat, dieses Weib treffen: sie hat sie verdient. Möge sie in der Zeitlichkeit hienieden so viel Leiden erfahren, daß sie mindestens jenseits auf Vergebung hoffen kann. Wer ihr bei dieser Frevelthat jemals hülfreiche Hand geleistet hat, der bekehre sich zum Herrn und gestehe, er habe schwer gesündigt und eile zu aufrichtiger Buße; denn durch das Gezisch dieser giftigen Natter ist die Kirche eines solchen Vertheidigers beraubt.

In diesem Jahre befehdeten sich auch der Bischof Thiedrich [von Münster] und Graf Heriman, der Sohn der Gerberga, um einer unbedeutenden Ursache willen, und verheerten ihr Land. Dann aber ließen sie sich durch das Zureden ihrer Freunde und besonders durch das Friedensgebot des Kaisers beruhigen und erwarteten beide die Ankunft des Kaisers.


1017 35. Im Jahre der Fleischwerdung Christi 1017, am ersten Januar, empfing auf Befehl des Kaisers Erzbischof Gero von Magadaburg den Markgrafen Bernhard, der barfüßig herankommend Buße und Besserung gelobte, und stellte ihn, nachdem er ihn von allen Bannsprüchen, die er gegen ihn erlassen, erlöst hatte, der Kirche wieder vor.

Der Kaiser verließ Palithi [Pölde], wo er das Weihnachtsfest Jan. 6. begangen hatte, und feierte zu Alstidi [Alstedt] die Erscheinung Christi. In derselben heiligen Nacht aber verschied Graf Fritherich, treu seinem Gott und seinem Herrn, in seiner Stadt Ilburg [Eilenburg]. Dieser, ein verständiger Mann, der sein Lebensende herannahen sah, schenkte diese Stadt seinem Brudersohne Thiedrich unter der Bedingung, (denn er war sein Erbe, und anders konnte es gesetzlich nicht geschehen), daß es ihm freistände, seinen drei Töchtern

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/334&oldid=- (Version vom 7.10.2023)