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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1017 Bolizlav auf, zu der von ihm so lange gewünschten Unterhandlung zu ihnen zu kommen. Dieser befand sich damals zu Sciciani[1] und erwiederte, als er die Botschaft vernommen hatte, er getraue sich aus Besorgniß vor seinen Feinden durchaus nicht dorthin zu kommen. Darauf fragten ihn die Boten: „Wie, wenn unsere Herren nun an die schwarze Elster kommen: willst du dann da sein?“ – „Auch die Brücke dort,“ antwortete er, „kann ich nicht überschreiten.“ Nach diesen Worten kehrten sie zurück, und meldeten ihren Gebietern alles. Der Kaiser aber feierte noch Mariä Febr. 2. Reinigung bei uns. Nach dem Feste kamen die Bischöfe und Grafen an; empört über die Geringschätzung, mit der Bolizlav sie getäuscht hatte, entzündeten sie des Kaisers Zorn durch Darlegung des Verlaufs der Botschaften. So wurde dann dort über den künftigen Feldzug verhandelt und jeder Getreue aufgefordert, sich dazu zu rüsten. Und vom Kaiser wurde strenge verboten, hinfort Botschaften zwischen uns und jenem erklärten Feinde des Reiches auszutauschen, und es ward sorgfältig untersucht, wer dergleichen bisher zu betreiben sich erlaubt hatte.


37. Darauf reiste der König von uns weg und kam nach Magadaburg, wo er mit großen Ehren empfangen wurde. Am nächsten Tage, Febr. 10. als am Sonntage, begann er, weil der Sonntag Septuagesima damals bevorstand, sich des Fleisches zu enthalten. Den Montag darauf Febr. 11. weihte der Erzbischof in Gegenwart des Kaisers die nördliche Capelle ein. Am folgenden Tage Febr. 12. entstand ein Streit unter dem Gefolge des Erzbischofes und des Markgrafen Bernhard, welcher aber ohne weitere Gefahr beseitigt und auf eine für den Erzbischof ehrenvolle Weise erledigt wurde. Ebendaselbst wurden auf Geheiß des Kaisers die Diebe hingebracht und, im Zweikampfe besiegt, dem Stricke überwiesen. Dort wurde noch vieles zum Heile des Vaterlandes abgeschlossen. Von da ging der

  1. Vgl. VI, 45. Aus dieser Stelle geht hervor, daß Sciciani nicht Seitsch bei Glogau sein kann, sondern daß dieser Ort, wie schon Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit (Buch IV, in den Anmerkungen) vermuthet, bei weitem westlicher liegen muß.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/336&oldid=- (Version vom 23.11.2023)