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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

reisten sie dann nach Quidilingaburg [Quedlinburg], wo sie von der ehrwürdigen Aebtissin Aethelheid mit nicht geringerem Glanze gefeiert wurden. Am Mittwoch, den 27. Februar, Febr. 27. aber wurde von Bischof Arnulf in Gegenwart des Kaisers das Kloster eingeweiht, welches auf dem Berge gegen Abend liegt, in dem der Klosterregel gemäß heilige Jungfrauen ihrem himmlischen Bräutigam dienen; dabei unterstützten ihn Erzbischof Gero und die übrigen Amtsbrüder. Der Kaiser schenkte dabei ein Pfund Goldes für den Altar. Hier von seiner Nichte auf das gastlichste bewirthet, begab sich der Kaiser nach seiner Besitzung zu Gosleri [Goslar], wo er vier Wochen blieb, und diese verschönerte er damals sehr. Und weil die Fastenzeit da war, so war er darauf bedacht, vieles zu besorgen, was man Christo schuldig und was in irdischer Beziehung nothwendig war.

Apr. 1. Darnach, am 1. April, drang Graf Bertold, der Sohn des Markgrafen Liuthari, mit seinen Anhängern mit Anbruch des Tages, indem er die Wache bestochen hatte, in die Stadt Munna,[1] erschlug den Balderich, einen trefflichen Vasallen des Grafen Wigman, der mit seinen Genossen lange Widerstand leistete, und besetzte die Stadt als Sieger.


39. Ich kam den Tag vorher nach Misni [Meißen] zur Besatzung. In dieser Woche kamen unsere Fürsten auf Befehl des Kaisers zu Gosleri [Goslar] zusammen, und dort wurde damals meinem Oheim Sigifrid die Grafschaft seines Bruders Heinrich übertragen und die Kriegsunternehmung in unsern Landen angeordnet, so wie über manche andere, dem gefährdeten Vaterlande nützliche und durchaus nothwendige Dinge verhandelt. Als der Kaiser von Goslar bereits weiter gereist war, erfuhr ich erst das unglückliche Ereigniß, von dem ich eben gesprochen habe, und war voll Kummers über die drohende Verwirrung.

  1. Munna am untern Rhein, etwas unterhalb seiner Theilung in die Mündungsarme, nordwestl. von Xanten.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/338&oldid=- (Version vom 23.11.2023)