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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/348

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

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Oct. 1.
48. Der Kaiser aber kam am 1. October nach Merseburg und setzte dort Ekkihard, der drei und zwanzig Jahr und fünf Monate als Abt zu Nienburg gewirkt hatte, der Prager Kirche vor, und ließ ihn am 6. October[1] mit meiner Einwilligung vom Erzbischofe Erkenbald [von Mainz] weihen. Dort kam von Seiten Bolizlav’s ein Bote mit dem Versprechen, er wolle den jungen Liudulf[2], den er so lange gefangen gehalten, zurück senden; dabei aber stellte er die Forderung, es müßten für die Befreiung desselben seine bei uns in strenger Haft gehaltenen gefangenen Kriegsleute losgegeben werden. Zugleich erkundigte er sich auch angelegentlich, ob es ihm wohl frei stehen würde, an den Kaiser einen Antrag wegen Wiedererlangung seiner Gnade zu stellen. Auf dies alles ging der Kaiser in Folge unablässiger Verwendung seiner Großen ein, und da erst erfuhr er, daß der König der Russen, wie er ihm durch seinen Abgesandten versprochen hatte, den Bolizlav angegriffen, aber vor der belagerten Stadt nichts ausgerichtet habe. Späterhin machte dafür der Herzog einen Einfall in dessen Reich, und kehrte, nachdem er dort den Bruder desselben, der sein Eidam war, auf den Thron gesetzt hatte, fröhlich heim. Der Kaiser aber schenkte, als er uns verließ, drei Chorbehänge und eine silberne Kanne.

Nov. 1. Von da kam er nach Alstidi [Altstädt), wo er das Fest Aller Heiligen mit gebührender Andacht beging, und damals ward an demselben Tage Herding, der vom Kaiser daselbst ernannte Abt zu Nienburg, vom Erzbischof Gero [von Magadaburg] geweiht. Am nächsten Sonntage, d. h. am 3. November, Nov. 3. schenkte der Kaiser ein Gut, Namens Rogalici[3], welches er damals vom Ritter Hathold vermittelst eines von demselben genehmigten Tausches erworben hatte, an unsere Christo dienenden geistlichen Mitbrüder zu Merseburg,

  1. Im Text steht freilich II. Non. Nov., allein da doch aller Wahrscheinlichkeit nach der Kaiser die Weihe während seiner Anwesenheit in Merseburg vornehmen ließ, da ferner der 6. Oct. ein Sonntag war, der 3. Nov. aber ein Montag, so hat man hier allgemein einen Schreibfehler Thietmars angenommen.
  2. Seine Gefangennahme ist im 13. Kap. erzählt.
  3. Rogalici (Röglitz) in der Nähe von Skudalici (Schkeuditz) an der weißen Elster.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/348&oldid=- (Version vom 23.11.2023)