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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/350

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1017 Eifer. Er ist durch den Willen König Heinrichs auf seinen Vorgänger im Amte, Nonno, der Othilulf genannt ward, gefolgt.

Es starben in diesem Jahre die trefflichen Bischöfe Amulrich, Fermund, Becelin und Altman, der nur wenige Wochen auf dem bischöflichen Stuhle saß. Er war Mönch zu St. Johann dem Täufer in Magadaburg, und ward von da von der Aebtissin Haethelheid[1], weil er von ihren Dienstleuten stammte, Arnulf, dem Bruder des Königs und jetzigen Erzbischofe von Ravenna, zum Dienste beigegeben. Dieser weihte ihn auch späterhin. Er ward aber von den Seinen durch einen vergifteten Trank seiner Gesundheit beraubt.


50. In meiner Nachbarschaft, nämlich in einem Orte Namens Silivellun[2] ereignete sich in der zweiten Woche des December ein Wunder. Es war da eine Frau, die, da ihr Mann nicht zu Hause war, sich und ihre Kinder in ihrem Hause eingeriegelt hatte. Siehe, da hört sie vor dem Hahnenschrei ein ungeheures Getöse. Darüber erschrocken, ruft sie unaufhörlich nach ihren Nachbarn und giebt so Kunde von ihrer Noth. Diese, die ihr zu Hülfe eilen wollen, werden durch wiederholtes Werfen zurückgetrieben. Endlich brechen sie die Thür auf, und mit gezückten Schwertern hineindringend, spüren sie sorgfältig nach, was gegen die Frau vom Hause und gegen sie selbst so heftig angegangen sein mag; da es aber ein Gespenst war, so fanden sie nichts, was das Getöse veranlaßt haben könnte, und kehrten traurig heim. Die Frau aber wartete voll Angst bis zu Tagesanbruch und rief dann den nächsten Priester herbei, der das ganze Haus durch Reliquien der Heiligen und Weihwasser reinigte. In der nächsten Nacht aber wurde sie nur noch wenig von dem geschilderten Schrecknisse heimgesucht, und zuletzt, Gott sei Dank! durch häufige Besuche des Priesters ganz davon befreit. Dergleichen zeigt, wo es sich ereignet, immer etwas Neues an. Ein

  1. Adelheid, Tochter Otto’s II.
  2. Nach der Vermuthung von Urfinus Salben unweit Delitzsch.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/350&oldid=- (Version vom 23.11.2023)