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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

sanfte Jason, ihm vorgezogen. Weil dergleichen nicht mit schweren Strafen verfolgt wird, so wird es, befürchte ich, von Tag zu Tag von vielen als eine neue Mode mehr gepflegt werden. O ihr Priester des Herrn, erhebt euch muthig und tilgt – nichts hindert euch daran! – dies neu aufgeschossene Unkraut mit oft geschärfter Pflugschar bis auf die Wurzel aus. Und auch ihr, ihr Laien, bietet zu dergleichen nicht die Hand. Die in christlicher Ehe Verbundenen mögen schuldlos neben einander leben, und mit Ausrottung aller jener Verführer in nie schwindender Schamhaftigkeit beständig ängstlich um ihren guten Ruf besorgt sein. Jene boshaften Menschen aber möge Christus, unser Helfer, mit dem gewaltigen Hauche seines Mundes vertilgen, wenn sie sich nicht bessern, und er wird sie zerstreuen zur Zeit der hohen Herrlichkeit seiner Wiederkunft.

Und jetzt möge es genügen, hievon so viel gesagt zu haben, weil ich noch von dem Unglücke des besagten Herzogs etwas zu erzählen habe.


3. Dieser hatte eine Stadt, die an der Grenze seines und des ungarischen Reichs lag; der Hüter derselben war Fürst Procui, ein Oheim des Königs von Ungarn[1], der ihn kurz vorher von seinen Sitzen vertrieben hatte. Da er seine Ehefrau nicht aus der Gefangenschaft lösen konnte, so empfing er sie frei aus der Hand seines, obwohl ihm sonst so feindlichen Neffen als Geschenk. Nie habe ich von Einem vernommen, der so, wie er, der Besiegten schonte, und darum verlieh ihm der Herr auch, wie in allen, so auch in der ebenerwähnten Stadt, beständig Sieg. Sein Vater, Dewix genannt, war sehr grausam und erschlug viele im Jähzorn. Als er aber Christ ward, verfuhr er, um den Glauben zu befestigen, voll Heftigkeit gegen seine widerspenstigen Unterthanen, und sühnte so die alte Missethat, indem er freilich in frommem Eifer überbrauste. Als er neben Gott dem Allmächtigen auch verschiedenen falschen Göttern diente und opferte, und

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/361&oldid=- (Version vom 23.11.2023)
  1. Stephan I., der Heilige.