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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/373

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1018 werden. Wer jedoch sich selbst beherrschend durch Gottes Wort sich schützt, an den wagen sich solche nicht, sondern meiden ihn vielmehr voll Furcht, nicht vor seiner, sondern vor dessen geheiligter Macht, den er liebt; denn Gott ist ein Schutz aller derer, die ihn von ganzem Herzen beständig lieben. Wenn nun ich Sünder, der ich meiner Herzensschwachheit mir völlig bewußt bin, mich nicht verlasse auf die höchsten Tröstungen und Schutzmittel, wie ist es dann zu verwundern, daß ich von den untersten Mächten erschüttert werde? Und dies habe ich darum vorgebracht, daß du, mein Leser, der du mir ähnlich bist durch Sterblichkeit und angeborne Schwäche, wissest, daß ich durch jene Einwilligung schwer gesündigt habe, und daß du mir durch unwandelbare Heilsmittel zu Hülfe kommen mögest. Ach ich Elender, der ich in dieser Welt viele geistlich habe fördern sollen, und doch weder dieses thun, noch auch mich selbst schützen kann! Woher aber die erwähnte Versuchung gekommen ist, will ich deinem gläubigen Herzen jetzt anvertrauen. Ich habe mich bemüht, manchen Menschen, die durch die Versuchung dieser Feinde litten, zu helfen, und darum habe ich in jenen die heftige Begierde entzündet, mir nachzustellen, obwohl sie auch ohnedies schon immer zum Bösen geneigt sind. Ich hoffe jedoch zu Gott dem Allmächtigen, daß er mich ihnen nicht preisgeben wird, daß sie mich verschlingen, sondern daß er nach peinvoller Läuterung mich in seiner Gnade erlösen werde.


9. Im selbigen Monat, nämlich am 15. April, Apr. 15. wurden zu Wonclava[1] Erzbischof Gero und Markgraf Bernhard mit einander ausgesöhnt, und der Priester Liudhard starb. Auch Herzog Godefrid und Graf Gerhard schlossen auf des Kaisers Geheiß Frieden. Graf Berthold aber, der die Burg Munna widerrechtlich in Besitz genommen hatte, überlieferte sich sammt seinem Anhange freiwillig der kaiserlichen Gewalt. Die Burg aber ward zur Strafe Vieler sofort eingeäschert, und gebe Gott, der Friedenskönig,

  1. Wonclava (Wanzleva), das heutige Wanzleben, liegt etwas südwestlich von Magdeburg.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/373&oldid=- (Version vom 23.11.2023)