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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1018 ein Schwarm von Vögeln angedeutet, die sich von allen Seiten hier versammelten und sich einander mit ihren Klauen zerfleischten und diejenige Stelle vorher eingenommen hatten, wo jene nachher den Tod fanden. Die Verwünschung, die der heilige David über den Berg Gilboa [2 Sam. 1. 21] ausgesprochen hat, dieselbe spreche ich, obwohl ein Mann ohne einiges Verdienst, aus innerstem Herzensgrunde über diese Insel aus.

Bischof Balderich von Lüttich starb zu Thiele[1] am selbigen Tage.


14. In jenen Tagen aßen in meinem Bisthum sieben Käthner giftige Pilze, und von heftigem Brande entzündet, starben sie schnell.

Im Monat August Aug. erschien ein neuer Stern neben dem Wagen und setzte durch seine aus der Ferne her geworfenen Strahlen alle, die ihn sahen, in Schrecken. Denn nie war, so lange wir denken können, ein solcher aufgegangen, und darum war ein Jeder darüber bestürzt, und daß es ein schlimmes Wunderzeichen sei, fürchtet die Menge, die gläubige Gemeinde des Herrn aber, so klein wie sie ist, hofft, daß es gnädig hinauslaufen werde[2]. Von ähnlichen Dingen gilt Jeremias’, des wahrheitkündenden, Ausruf: „Der aber alle Dinge weiß, kennt sie und hat sie durch seinen Verstand funden“ [Baruch 3, 32]. Dieser Stern also, der sich zeigte, war mehr als vierzehn Tage sichtbar.

In der Landschaft Nordthüringen schadeten drei stets zusammen sich zeigende Wölfe, die bisher von den dortigen Einwohnern nie gesehen waren, vielen Menschen und dem Viehe unsäglich. Auch darüber erschrak jeder Eingeborne heftig und besorgte, daß dies auf noch größeres Ungemach hindeute. Denn der Heilige Gregorius spricht: „Viel Uebels muß hervorgehen, wenn es im Stande sein soll, das künftige Unendliche zu verkünden.“

  1. Thiel an der Waal; Balderich hatte den Feldzug mitmachen müssen; nach der Bisthumschronik von Cambrai ist er nur bis Herwarden an der Maas gekommen und da gestorben.
  2. Ueber diesen Kometen vgl. Quedlinb. Annalen 1018.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/382&oldid=- (Version vom 23.11.2023)