Seite:Die Goldkarawane.pdf/28

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von der Kasba kann man eine durch die Berge nach der Vorstadt Bad el Ued führende Straße benutzen. Ich hatte diesen Weg am Tage schon verschiedentlich dem weniger reizvollen durch die Stadt vorgezogen, dachte daher auch an nichts Schlimmes, als ich jetzt bei Dunkelheit gleichfalls einmal auf der einsamen, zum Teil von Villen und Häusern von Eingeborenen umsäumten Straße zwischen den Anhöhen heimkehren wollte. Freilich – Spameitat hatte mich davor gewarnt und darauf hingewiesen, daß sich dort nachts allerlei Gesindel herumtreibe, dem man besser ausweiche. Aber ich bin nie ein Angsthase gewesen und wußte auch, daß ich mich nötigenfalls auf meine Fäuste, meine Gewandtheit und Körperkräfte verlassen konnte.

Sehr bald bedauerte ich es dann doch, diesen Weg gewählt zu haben. Es war hier sehr dunkel, und der wolkenbedeckte Himmel drohte dazu noch jeden Augenblick mit Regen. Außerdem hatte ich auch das Gefühl, daß mir jemand nachschleiche. Mir war’s, als ob ich beständig leise Schritte hinter mir hörte. Blieb ich stehen, verstummten sie. Ob ich mich nur täuschte, und vielleicht meine leichte Erregung mir nur die Geräusche vorgaukelte, konnte ich infolge der Finsternis nicht feststellen. Es war so dunkel, daß man kaum die Hand vor Augen sehen konnte.

Schließlich wurde mir das unerklärliche Tapp Tapp in meinem Rücken doch zu lästig. Ich wollte der Sache ein Ende machen, drehte mich plötzlich um und sprang mit langen Sätzen auf die Straße zu, wo ich noch soeben die Schritte gehört zu haben glaubte.

Da – stolperte ich über einen Menschen, der sich mir lang in den Weg gelegt hatte, schlug hart hin, fühlte sehr starke Schmerzen am linken Knie, richtete mich deshalb nur langsam auf und – wurde mit einem Male von hinten aufs neue niedergeworfen, spürte die Last eines schweren Körpers und sofort auch zwei

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)